Thomas Kretschmann verabschiedet sich von Margot Friedländer

Schauspieler und Fotograf Thomas Kretschmann verabschiedet sich in seiner ROLLING-STONE-Fotokolumne von Margot Friedländer

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In der kommenden Ausgabe des ROLLING STONE (06/25, im Handel ab dem 30. Mai) verabschiedet sich Thomas Kretschmann von der am Freitag (09. Mai) im Alter von 103 Jahren verstorbenen Margot Friedländer.

Kretschmann ist Schauspieler („Indiana Jones und das Rad des Schicksals“) und Fotograf. Seit vielen Jahren (seit 81 Ausgaben) ist er für ROLLING STONE als Fotokolumnist tätig. Die letzte Seite unserer Ausgaben ziert jeweils ein Bild, das der in Hollywood lebende Mime aufgenommen hat. Kretschmann schickt uns monatlich ein Foto, dazu eine Songzeile oder kleine Geschichte.

Im vergangenen Jahr hat Thomas Kretschmann Margot Friedländer fotografiert. Untertitelt mit Friedländers berühmtem Appell „Seid Menschen“.

Margot Friedländer

Margot Friedländer (1921–2025) – Zeitzeugin des Holocaust und Stimme der Erinnerung

Friedländer wurde am 5. November 1921 in Berlin geboren. Als Tochter einer jüdischen Familie erlebte sie mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten einen Prozess der Entrechtung und Verfolgung. Nachdem ihr Bruder Ralph und ihre Mutter im Januar 1943 deportiert worden waren, tauchte Margot unter. Ihre Mutter hatte ihr zuvor die Worte mitgegeben: „Versuche, dein Leben zu machen.“

1944 wurde Margot verraten, verhaftet und in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert. Sie überlebte die Shoah und emigrierte nach dem Krieg in die USA, wo sie ihren Mann Adolf Friedländer heiratete, ebenfalls ein Holocaust-Überlebender.

Margot Friedländer: vielfach ausgezeichnet

Erst im hohen Alter begann sie, öffentlich über ihre Geschichte zu sprechen. 2010 kehrte sie dauerhaft nach Berlin zurück, um als Zeitzeugin insbesondere mit jungen Menschen zu sprechen und gegen das Vergessen zu wirken. Ihre Autobiografie „Versuche, dein Leben zu machen“ wurde vielfach ausgezeichnet.

Margot Friedländer wurde u. a. mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, der Ehrenbürgerwürde Berlins und dem Europäischen Karlspreis ausgezeichnet. Sie stand mit ihrem Engagement wie kaum eine andere für Aufklärung, Versöhnung und Menschlichkeit.

Zwei Tage nach ihrem letzten öffentlichen Auftritt starb sie am 9. Mai 2025 im Alter von 103 Jahren in Berlin. Es war der Tag, an dem Bundespräsident Steinmeier ihr das Große Verdienstkreuz aushändigen wollte, das er ihr zuvor bereits verliehen hatte.

Thomas Kretschmann ROLLING STONE Mediahouse