Nashville, nein danke – Ryan Adams

Sie hatten „keine andere Wahl“. Ohne LabeL Ohne Tour-Support. Mit einem letzten Werk, das im Fusionsfieber zweier Label unterging. Er war, so Ryan Adams, „enttäuscht, aber nicht schockiert“, als das dritte Whiskeytown-Album erst einmal im Archiv entschwand. „Ich wusste ja, dass das Schiff bei einer so großen Firma schnell sinken könnte.“ Heute, so der Ex-Chef der Alt-Country-Hoffnung aus North Carolina, sei er „froh, dass es vorbei ist“, findet es gut, dass das Werk nicht rauskam. Der Band-Split sei ohnehin fallig gewesen. Längst lebten die Mitglieder verstreut in alle Winde, während im kreativen Bereich laut Adams „Platzangst“ ausbrach, zumal für den 25-jährigen Songwriter ausJacksonville, der zwar nie Rockstar werden wollte, das nötige Ego dazu aber wohl mitbrächte. Den musikmüden Adams verschlug es nach New „York, im Sog einer Liebe, für die er „zwei Jahre die Katzen fütterte“. Bis das Herz der Liebsten aufhörte, für ihn zu schlagen. Das wai; so Adams, der“Input“.

Der „Output“ heißt naheliegend

„Heartbreaker“

und beginnt mit einem Disput zwischen ihm und David Rawlings darüber, auf welchem Album der Morrissey-Song „Suedehead“ zu finden sei. Er habe, so Adams, keinen Grund gesehen, diesen Einstieg zu kippen, dokumentiere er doch „die lässige Atmosphäre“. Und überhaupt sei es sein Solo-Album und keiner da gewesen, der ihn stoppen konnte. Wohl unbewusst sucht Adams damit aber auch Distanz zur ewigen Rolle als potenzieller Gram-Parsons-Thronfolger. Er findet die Ouvertüre „lustig, wenn man bedenkt, dass die meisten Leute GilHan Welch, David und mich für strikt Country halten“.

Die drei sind nun neue Nachbarn in Nashville, das Adams nach New York ganz gelegen kam: Billige Miete macht das Heimstudio möglich, sein Manager ist auch vor Ort. Manchmal spielen sie zusammen Songs von AC/DC, Gillian, David und er. Auf die Frage nach den Platten, die für ihn früh wichtig waren und ihre Magie immer behielten, fallen Adams „Sista» (Sonic Yourh), JHatful OfHoüow“ (Smiths) und die New Yorker Post-Punker Antietam ein und, na immerhin, ^£xj7e Ott Main Street“. Kein Country-Album? „In North Carolina musst du keine Platte kaufen, um genug davon mitzukriegen. Country existiert dort wie die Sonne und der Mond.“

Den Country-Betrieb in Nashville ignoriert, verachtet und verkennt er. Niemand komme heute mehr, um groß rauszukommen, schließt Ryan Adams vorschnell von sich auf andere. Auf die Bitte seines Copyright-Verwalters, doch auch mal ein Tape kreisen zu lassen, wenn etwa Johnny Cash Material sondiert, kommt die Antwort, er „schicke nicht einfach Songs in der Gegend nun“, man könne ihn ja anrufen.

Das dritte Whiskeytown-Album „sehr big, sehr schön, sehr mystisch“ (Adams) – soll nun doch noch im Frühjahr 2001 rauskommen, eine Vertragsklausel ermöglicht ihm den späten Zugriff aufs große Finale. Zudem arbeitet er schon am nächsten Solo-Werk, auch ein Duett-Album mit Emmylou Harris ist wahrscheinlich. Und Whiskeytown? Caitlin Cary hat eine EP gemacht und gerade Eric „Skillet“ Gilmore geheiratet, den ersten Drummer; Auch Adams war zur Hochzeit eingeladen. „Wir sind immer noch Freunde, und das ist schön. Klan es war manchmal hart, aber Whiskeytown hat uns nicht dazu gebracht, uns gegenseitig zu hassen. Freundschaft ist einfach wichtiger als eine dumme Band.“

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