Eels :: The Cautionary Tales Of Mark Oliver Everett

E tunkt seine Lebensbilanz in zarten Kammerpop

Der Mann, der im vergangenen Sommer noch fiepend, dröhnend und scheppernd im Adidas-Trainingsanzug durch deutsche Konzerthallen zog, lebt hier nicht mehr. Den Garagenrock, der zuletzt die Liveshows der Eels bestimmte, sucht man vergeblich auf „The Cautionary Tales Of Mark Oliver Everett“, das Empfindlichkeit statt Rock’n’Roll-Posen ausstellt. Der Mann, der sich E nennt, inszeniert sich nun als eine sanfte Version seiner selbst, zieht altersmilde Bilanz und gliedert das Album mit Stücken, die „Where I’m At“, „Where I’m From“ und „Where I’m Going“ heißen.

Mark Oliver Everett alias E hat auf den inzwischen elf Eels-Alben immer wieder seine Depressionen und Stimmungsschwankungen vertont und betörend schöne, zum Einsiedlerblues neigende Lieder geschrieben, die er selbst schon immer optimistisch fand, und die es jetzt tatsächlich sind. Diese meistens einen zart-intimen Ton wählende und von Akustikgitarre, E-Klavier und dezent arrangierten Streichern, Flöten oder Xylofonen bestimmte Kammerpop-Platte ist so etwas wie die Antwort auf Paul Ankas „My Way“: E bereut einiges („Agatha Chang“, „Series Of Misunderstanding“, „Mistakes Of My Youth“), rechnet mit sich selbst als autistischem Untergangspropheten ab („Dead Reckoning“, „Answers“), macht poetische Liebeserklärungen („Kindred Spirit“, „A Swallow In The Sun“), hat jede Menge guter Vorsätze und glaubt fest an ein Happy End: „I don’t have any proof, but I’m sure“, singt er im in filigranen Folkpop gebetteten „Parallels“.

Nur in den Stücken „Gentleman’s Choice“ und „Dead Reckoning“ erlaubt E sich einen Rückfall in hinreißende Bitterkeit, lässt mal von einem Klaviermotiv, mal von Holzbläsersätzen ausgehend Kunstlieder entstehen, die viel der Arrangiertechnik Randy Newmans verdanken und zu Oden an die eigene Unzulänglichkeit werden: „When I was young I had a dream/ I would be held in high esteem/ I thought I’d end up gentleman: distinguished, respected, refined/ The life that I’ve led, it’s better unsaid/ The world has no use for my kind.“ Von wegen.

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