Massive Attack

Mezzanine

Das rockigste Album des Trios als Jubiläums-Edition

Natürlich erscheinen Musikjahre im Rückblick viel einschneidender als zu ihrer Zeit. 1998 war so ein Jahr der Umwälzungen, die man nicht kommen sah. Portishead würden sich für zehn Jahre verabschieden. Tricky wurde beinahe bedeutungslos. Fatboy Slim erkannte, dass seine Presslufthammer-Rhythmen wie für den Easy-Jet-Sehnsuchtsort Ibiza gemacht schienen, und nistete sich dort ein. Massive Attack jedoch fanden für ihr drittes Album einen Ausweg aus dem allgegenwärtig gewordenen TripHop.

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Sie schicken ja stets eine Frau vor. „Teardrop“ war noch ihr klassisches Single-­Material, mit Herzschlag-Beat, Wassertropfen-­Sample und der zerbrechlichen Stimme von Cocteau-­Twins-Sängerin Elizabeth Fraser. Kaum eine Werbung für private Alters­vorsorge, Babypflege oder Gesichts-­Cremes, die danach nicht mit einem Plagiat des Ohrwurms auskam. Doch es sollten die Konstruk­tionen aus Dance und ­E-Gitarren sein, wie in „Angel“, die der Band neue Optionen boten.

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Kein Song profitierte von diesen Ideen mehr als das John-Holt-­Cover „Man Next Door“, eine Fusion aus Club und New Wave. Massive Attack bauten darin ein fast bis zum Stillstand gedrosseltes The-Cure-­Sample aus „10:15 Saturday Night“ ein und holten ihren zuverlässig die Stimmung erfühlenden Gastsänger ­Horace Andy vors Mikro. Der Jamaikaner, in seiner Heimat vielleicht noch größer als die Briten in ihrer, prägte die Band wie kein zweiter Voka­list – ohne dass auch nur ­eine ihrer Kooperationen zu einfachem Dub oder Reggae wurde.

Das Reissue enthält als Doppel-CD Outtakes und teils unveröffentlichte Remixe, darunter „Wire (Lea­ping Dub“), ein für Massive Attack freundlich klingender Beitrag für ­Michael Winterbottoms Film „Welcome To Sarajevo“, sowie den Song „Metal Banshee“ (in einer Version von Mad Professor), der auf dem band­eigenen „Super­predators“ basierte, das wiederum Siouxsie And The Ban­shees sampelte. Eine Welt voller ­Zitate! (­­­Virgin/Universal)