Paramore – Riot! :: Hui, wie frech! Uberproduzierte Emohymnen mit Teenappeal

Von einem ungezügelten Ausbruch von Emotionen liest man im Pressetext, von unkontrollierten Gefühlen, von Leidenschaft und roher Energie… Sorry, aber Aufruhr klingt anders. Zwar haben Paramore ihr Album „Riot!“ genannt, doch nicht überall, wo Aufruhr draufsteht, ist auch Aufruhr drin.

Man wüsste gerne, wie die Band aus Franklin/Tennessee klang, bevor sich Talentscouts auf sie stürzten. Das Krachmachen hat man den vier sehr jungen Menschen jedenfalls auf „Riot!“ verboten. Keine Sekunde lang rocken Paramore wild drauflos, bearbeiten aufbrausend ihre Instrumente, verarbeiten den jugendlichen Triebstau musikalisch. Der Einzige, der sich auf der Platte austoben darf, ist Produzent Davie Bendeth (Hawthorne Heights, Killswitch Engage): Alle elf Tracks kriegen nicht genug davon, filigrane Songgerüste zu entwerfen, die mit raffiniert aufeinander abgestimmten Gesangs- und Gitarrenspuren und Gimmicks aufgehübscht werden. Keine Verschnaufpause wird der Band „For A Pessimist I’m Pretty Optimistic“, „Misery Business“ oder „Let The Flames Begin“ gegönnt. AI le paar Takte muss was Neues her: eine verdoppelte Gesangsstimme hier, ein verblüffendes Gitarrenstakkato da, eine verschrobener Drumbeat dort.

Immer wieder münden die Songs in hymnischen Refrains („That’s What You Get“, „Hallelujah“ oder „Miracle“), selbst bei schlichten Radioballaden wie „When It Rains“ oder „We Are Broken“ kann Bendeth es nicht lassen, in die Trickkiste zu greifen, und bei „CrushCrushCrush“ steckt er Paramore schließlich in ein synthetisches Popkostüm mit 8os-Accessoires. Die 18-jährige Sängerin Halyey Williams begnügt sie sich derweil damit, den Emo-Zwillingvon Avril Lavigne zu mimen – die aufmüpfige Rockgöre, die aber bitteschön auch nett und süß zu sein hat. Deswegen dürfen die Anhänger der Band zum Schluss bei der Fanhymne „Born For This“ auch selbst für den Backgroundgesang sorgen, während Hayley trotzig verkündet: „No, we don’t want your headlines!“

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