Phil Collins :: Testify

Der Adult-Pop-Experte entdeckt die Lust an der kleinen Melodie

Phil Collins hat eine neue Platte gemacht, mehr ist eigentlich nicht zu sagen. Die Zeiten, in denen neue Werke von Collins irgendwie Aufregung versprachen und die tieferen Dimensionen der Musikfertigung auszuleuchten bemüht waren, sind lang vorbei, und das Wort vom middleckiss troubadour ist hier längst ein geflügeltes. Collins selbst hat spätestens mit dem Abschied aus dem Altherren-Kombinat Genesis – höchstselbst solchen Ambitionen endgültig den Rücken gekehrt.

Als neues Album, das ließ Collins verlauten, hätte er nur zu gerne seine zu Hause im Schweizer Musikkeller aufgenommenen Demos veröffentlicht, wer braucht denn noch teure Studiologistik. Nur das gute Zureden von guten Freunden – und die Aussicht, mit eben denen drei, vier nette Wochen in einer zum Studio umfunktionierten Villa auf der französischen Seite des Genfer Sees zu verbringen, ließen Collins einlenken. Und so sind auf „Testify“ nun wenigstens ein paar echte Gitarren und ein paar echte Trommeln (und der Mann kann trommeln!) vom Heimwerker-Computer aufs Tonband gekommen, puh.

Der persönliche Tön, die Lust an der kleinen Melodie und die Freiheit, nach der Schweißarbeit für Disney ganz der eigene Herr sein zu können, das sind die prägenden Elemente auf Collins‘ neuem Album. Verträgliche Lieder fanden sich im Solowerk des vielseitig begabten englishman ja schon immer („In The Air Tonight“, „Against All Odds“, wenn Sie mögen) unter den vielen unverträglichen („Both Sides“, „True Colours“), und auch auf „Testify“ ist der immer gefällige Adult-Pop gelegentlich gut für ein schönes Gefühl. Bei dem überlangen, dramatisch die Liebe bekennenden Titelstück etwa, oder dem harmonisch recht aufwändigen „Wake Up Call“. Anderswo kann man den Schmalz nur mit Wohlwollen ertragen. An den Pranger müssen vor allem das echt nicht tolle „This Love This Heart“ sowie das verjaulte „It’s Not Too Late“. Aber unterm Weihnachtsbaum wird das alles vermutlich einen ganz passablen Soundtrack abgeben.

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