Whitesnake

1987 – 30th Anniversary Edition

Bluesbasierter Hardrock mit Haaren, die zur Zeit passten

Wer die toupierten Haare sieht, die Fransenjacken und wie sich David Coverdales Freundin, die „Schauspielerin“ Tawny Kitaen, in den Videos herumräkelt, der könnte denken, Whitesnake wären Teil der Glam-Metal-Bewegung gewesen, die 1987 gerade in vollem Gang war. Aber wer damals dabei war, weiß, dass Whitesnake trotz allem immer als klassische Hardrockband galten, die mehr mit Blues als mit Haarspray hantierte. Sie kamen ja auch aus England, nicht aus Los Angeles.

Allerdings brachte „1987“ natürlich auch wegen des angepassten Looks und seiner radiofreundlichen Produktion den Durchbruch in Amerika: Die neue Version der Hobo-Hymne „Here I Go Again“ klang so glatt, dass nur Coverdales barmender Gesang noch verriet, wie viel verzweifeltes Herz in das Lied geflossen war. Überhaupt litt der Mann sehr viel auf diesem Album, wenn er nicht gerade Brunftschreie ausstieß, während John Sykes seine Gitarre so quälte, wie es damals eben Standard war. „Still Of The Night“, „Is This Love“, „Crying In The Rain“: Sofort mitsingbar, noch heute, aber beeindruckender ist jetzt doch die zweite CD dieses 30-Jahr-Feierpakets.

Youtube Placeholder

An dieser Stelle findest du Inhalte aus Youtube
Um mit Inhalten aus Sozialen Netzwerken zu interagieren oder diese darzustellen, brauchen wir deine Zustimmung.

„Snakeskin Boots“ heißen die Aufnahmen von der Tournee 1987/88, und wer niemals Schlangenlederstiefeletten hatte, wird sich dem Charme wahrscheinlich entziehen können und die ausschweifenden Gitarrren-„Duelle“ (so musste man es nennen!) von Adrian Vandenberg und Vivian Campbell eher anstrengend finden. Alle anderen dürfen sich über die dynamischen Live-Versionen der oben genannten Hits freuen – und auch mal zusammenzucken, wenn der Gesang allzu schrill wird, bei „Slide It In“ etwa. Wie Coverdale sich das R&B-Stück „Ain’t No Love In The Heart Of The City“ einverleibt, bleibt dagegen große Klasse.

(Parlophone/Warner)