Nicht trippy, sondern elegisch: Portishead veröffentlichen „Dummy“

Die melancholischen Elektro-Chansons des scheuen Duos vollführten einen seltenen Spagat: Atmosphärisch erinnerten sie mitunter an alte Filmmusiken, diesem Retro-Aspekt standen jedoch die damals innovativen Sounds gegenüber.


Portishead – Dummy ****

Das Wort „TripHop“ darf man ruhig mal kurz verdrängen. Denn Portisheads epochales Debüt ist nicht „trippy“, sondern elegisch, und mit Hip-Hop hat es gar nichts zu tun. Beth Gibbons rappt nicht, sie singt, und zwar ziemlich eindringlich. Geoff Barrow komponierte dazu zartbittere Elektroballaden, samtig flankiert von warmen Analogsounds, schleppenden Beats und geschmackvollen Samples. Als Liebhaber obskurer Filmmusiken zitierte er nicht nur eine Rarität wie Lalo Schifrins „Danube Incident“, Portishead hatten auch selbst einen kleinen Film gedreht: „To Kill A Dead Man“ hieß das Werk, deutlich angelehnt an die Agentenfilme der sechziger und siebziger Jahre.

Eine Ästhetik, die sich unterschwellig durch das gesamte Album zog und dafür sorgte, dass die melancholischen Elektro-Chansons des scheuen Duos einen seltenen Spagat vollführten: Atmosphärisch erinnerten sie mitunter an alte Filmmusiken, diesem Retro-Aspekt standen jedoch die damals innovativen Sounds gegenüber. Wahrscheinlich ist es genau dieser Bruch, der dafür sorgt, dass „Dummy“ auch heute noch nicht verstaubt klingt.

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