Eddie Vedder :: Ukulele Songs

Warum lange herumreden, warum die Dinge verkomplizieren? „Ukulele Songs“, alles klar. Eddie Vedder liebt dieses Instrument, es sieht wie eine Spielzeuggitarre aus und schüchtert nicht einmal einen Sänger ein, dem oft vorgeworfen wurde, er wäre nicht so musikalisch wie der Rest der Band. Mit dem Soundtrack zur Abenteuertragödie „Into The Wild“ hat er 2007 schon das Gegenteil bewiesen, doch dies ist nun sein erstes „richtiges“ Solowerk. Vedder macht also ein Album ohne Pearl Jam, und als Erstes spielt er einen Pearl-Jam-Song, „Can’t Keep“. Klingt charmant auf der Ukulele, im Vordergrund steht allerdings die Stimme, jederzeit und ohne Kompromisse. Einige der Stücke hat Vedder in den vergangenen Jahren schon häufiger gespielt, zusammengeschustert klingt das Album trotzdem nicht.

Auf sich allein gestellt konzentriert sich Vedder auf Liebeslieder, verzichtet auf jede Raffinesse und lässt einfach sein sentimentales Herz sprechen. In der Ballade „Sleeping By Myself“ trauert er der Angebeteten hinterher, die Melodie ist schlicht, die Worte auch, und so berührt er immer am meisten. Wenn er bei „Broken Heart“ mit unfassbarem Stoizismus zur Abrechnung ansetzt, zerreißt es einem das Herz: „Trying to find the light inside/ It’s lit, but growing dim/ I’m alright, it’s just tonight I can’t play the part/ I’m alright, it’s alright, it’s just a broken heart.“ Die Stimme erstirbt, dafür wird die Ukulele fast wütend. Auch die Single „Longing To Belong“ ist kein gesellschaftliches Statement, sondern ein Sehnsuchtssong.

Manchmal geht er – wie in „You’re True“ – mit seinen Naturmetaphern vielleicht etwas zu weit: „Lonely cliffs and waterfalls/ If no one sees me, I’m not here at all/ You could be the one to liberate me from the sun/ So please, give the moon to me/ I’d be indebted to you.“ Für Wasser- und Wind-Geschwurbel ist doch schon Jack Johnson zuständig. Nicht, dass man die beiden vergleichen möchte! Dafür hat Vedder auch ohne die große Band im Rücken zu viel gravitätisches Pathos, selbst wenn er jetzt den Unprätentiösen gibt – vor allem bei den Coverversionen, die er sich hier gönnt. Die hat er, genau wie seine Gäste, bestimmt nicht nach dem Coolness-Faktor ausgewählt. Zwar schmachtet die betörende Cat Power bei „Tonight You Belong To Me“  mit, doch auch Glen Hansard ist dabei, der stets unterschätzte Songschreiber aus der Schmonzette „Once“. Zusammen singen sie „Sleepless Nights“ von den Everly Brothers, als wären sie auch schon ewig ein Harmonie-Duo. Zugegeben, Vedder übertönt Hansard ein wenig, was soll er mit dieser Stimme sonst machen? Nur am Ende übertreibt er es dann doch ein kleines bisschen, da croont er das abgenutzte „Dream A Little Dream“ und legt seine Stimme gleich so tief, dass einem der Geist von Barry White erscheint. Vielleicht auch nur sein berüchtigter Humor!

Zusätzlich zu „Ukulele Songs“  wird es noch die DVD „Water On The Road“ geben, die Vedders Solotour im Jahr 2008 dokumentiert, doch der Konzertfilm war vorab nicht zu sehen. So bleiben einem nur knappe 35 Minuten, schon ist das Album zu Ende – trotz der 16 Stücke. Der längste Ukulele-Song ist nämlich 3:23 lang, viele verklingen nach weniger als zweieinhalb Minuten. Ein kluger Schachzug Vedders: Man will dann immer mehr.

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