Trump: Vollausraster wegen Iran-Bericht – Report

Trump und sein Kabinett bestehen weiterhin darauf, dass das Atomprogramm der Nation „ausgelöscht“ wurde – trotz eines widersprüchlichen Berichts des Pentagon

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Der Streit über US-Präsident Donald Trumps Entscheidung, iranische Atomanlagen zu bombardieren, verfolgt ihn weiterhin. Auch beim dieswöchigen NATO-Gipfel in den Niederlanden. Der derzeitige Waffenstillstand zwischen Israel und Iran wirkt instabil. Und ein durchgesickerter Geheimdienstbericht des US-Verteidigungsministeriums legt nahe, dass die Angriffe deutlich weniger wirksam waren, als vom Präsidenten und dem Weißen Haus behauptet.

Am Dienstag berichteten mehrere Medien, dass eine erste Geheimdiensteinschätzung ergeben habe, dass die Angriffe am Samstag auf drei iranische Atomanlagen – darunter die zentrale Basis in Fordow – die Ziele nur teilweise beschädigt hätten. Und dass das iranische Atomprogramm vermutlich nur um wenige Monate zurückgeworfen worden sei.

Trump weist Einschätzung des Pentagon zurück

Trump beharrte energisch darauf, dass die Basen durch den Angriff „ausgelöscht“ worden seien. Das Weiße Haus sowie andere Regierungsvertreter bemühten sich am Dienstag, den Pentagon-Bericht herunterzuspielen. Während seines Aufenthalts in den Niederlanden zum NATO-Treffen – einem wichtigen Gipfel europäischer Staats- und Regierungschefs vor dem Hintergrund des andauernden Kriegs zwischen Russland und der Ukraine – wiederholte Trump mehrfach seine Darstellung.

In einem Truth-Social-Post am Dienstagabend schrieb Trump:

„FAKE NEWS CNN HAT SICH MIT DER SCHEITERNDEN NEW YORK TIMES ZUSAMMENGESCHLOSSEN, UM EINEN DER ERFOLGREICHSTEN MILITÄRSCHLÄGE DER GESCHICHTE ZU VERUNGLIMPFTEN. DIE ATOMANLAGEN IM IRAN SIND KOMPLETT ZERSTÖRT! SOWOHL DIE TIMES ALS AUCH CNN WERDEN VON DER ÖFFENTLICHKEIT ABGESCHLACHTET!“

Bei einer Pressekonferenz mit dem niederländischen Premierminister Dick Schoof am Mittwoch beschwerte sich Trump gegenüber Reportern, dass CNN und die New York Times – die als erste über die Pentagon-Einschätzung berichtet hatten – „Fake News“ seien. Und sich „eine erfundene Geschichte ausgedacht hätten, um Klicks zu bekommen“.

„Das sind beide ekelhafte, wirklich schreckliche Gruppen von Menschen“, fügte Trump hinzu.

Trump spricht von „totaler Auslöschung“

In einer separaten Pressekonferenz ohne Begleitung wiederholte der Präsident mehrfach, die Anlagen seien „ausgelöscht“ worden. Und alle Berichte, die das Gegenteil behaupteten, seien falsch.

„Wir haben das Atomare zerstört. Ich habe gesagt, Iran wird keine Atomwaffen haben. Nun, wir haben es in die Luft gejagt. Es wurde ins Jenseits gesprengt“, sagte er an einer Stelle. Der Präsident behauptete, dass Iran die Zerstörung der Anlagen direkt bestätigt habe. Das Weiße Haus veröffentlichte eine Pressemitteilung mit einer Aussage des iranischen Außenamtssprechers Esmail Baghaei, der sagte, Irans „nukleare Einrichtungen seien schwer beschädigt worden, das steht fest.“

Das genaue Ausmaß der Schäden bleibt unklar. Der durchgesickerte Geheimdienstbericht, der den Medien zugespielt wurde, räumt ein, dass die Angriffe die Eingänge der Anlagen zum Einsturz gebracht und möglicherweise elektrische Systeme lahmgelegt hätten. Doch Fordow und andere Anlagen liegen tief unter der Erde. Und der Zustand der Hauptstrukturen ist nicht bekannt. Berichten zufolge hatte Iran zudem vor dem Angriff Uran aus den Anlagen entfernt. Auch das bestritt Trump und behauptete, die Standorte seien „so hart und so schnell“ getroffen worden, „dass sie keine Zeit zum Entfernen hatten.“

Trump griff die Medien dafür an, negative Berichte zu schreiben. Er bestritt aber weder die Existenz des Geheimdienstberichts noch dessen Inhalt.

„Es wurde ausgelöscht“, sagte Trump auf die Frage eines Reporters über die Angriffe. Bevor er einräumte, dass erst „ein paar Tage“ vergangen seien und die bisherigen Einschätzungen nur auf ersten Geheimdiensterkenntnissen und Satellitenbildern beruhen. „Es könnte schlimm sein oder vielleicht auch nicht“, sagte Trump.

Verteidigungsminister: „Sie brauchen eine große Schaufel“

Verteidigungsminister Pete Hegseth schaltete sich ein. Und warf den Medien vor, sich nicht dafür zu interessieren, „was die Truppen denken“, und zu versuchen, Trumps Agenda zu sabotieren. Hegseth betonte, das Atomprogramm sei „ausgelöscht“ worden. Er bezeichnete den durchgesickerten Bericht als „mit geringer Verlässlichkeit“. Er räumte ein, dass sich der Großteil der Beweise zur Wirksamkeit des Angriffs tief unter der Erde befinde. Und sagte: „Wenn jemand einschätzen will, was in Fordow passiert ist, sollte er sich eine große Schaufel holen und sehr tief graben.“

Kurz vor der Pressekonferenz gab Hegseth bekannt, dass das Verteidigungsministerium derzeit „mit dem FBI eine Untersuchung wegen Informationslecks“ durchführt, da es sich bei den Daten um „interne Gefechts-Schadensbewertungen“ handle.

Trump schimpft weiter auf Truth Social

Später setzte Trump seine Tiraden auf Truth Social fort. „Wir haben gerade die scheiternde New York Times erwischt, wie sie wieder einmal mit Fake News CNN betrügt! Sie wollten die großartige Arbeit unserer B-2-Piloten verunglimpfen, und das war falsch. Diese Reporter sind einfach SCHLECHTE UND KRANKE MENSCHEN. Man sollte meinen, sie wären stolz auf unseren großartigen Erfolg. Anstatt ständig zu versuchen, unser Land schlecht aussehen zu lassen. TOTALE AUSLÖSCHUNG!“

Am Abend griff er dann CNN-Reporterin Natasha Bertrand an. Er forderte, sie solle „SOFORT gerügt und dann ‚wie ein Hund rausgeworfen‘ werden“, wobei er ihr unterstellte, beim Bericht über das Dossier gelogen zu haben.

CNN reagierte mit einer Stellungnahme, in der der Sender klarstellte, dass man „zu 100 %“ hinter der Berichterstattung von Bertrand und ihren Kollegen stehe.

Nikki McCann Ramirez schreibt für den ROLLING STONE USA. Hier geht es zum US-Profil