Die Epstein-„Hoax“-Erklärung des Weißen Hauses ergibt überhaupt keinen Sinn
Karoline Leavitt kritisiert Demokraten dafür, dass sie die Epstein-Akten nicht veröffentlicht haben. Obwohl Trump behauptet, die Demokraten hätten sie „erfunden“, um ihn schlecht dastehen zu lassen
Wenig überraschend kommt US-Präsident Donald Trumps Forderung, alle sollten über Jeffrey Epstein schweigen, bei den Amerikanern an. Gerade bei solchen, die sich über die mangelnde Transparenz des Justizministeriums im Fall des toten verurteilten Sexualstraftäters empören. Die Regierung kämpft darum, ihre empörten Unterstützer wieder auf Linie zu bringen. Ihre Antworten auf grundlegende Fragen zu dem Fall werden zunehmend wirr.
„Die Demokraten wollten nie Transparenz“ – wirklich?
Trump hat sich bereits auf absurde Behauptungen zurückgezogen. Etwa wonach die offenen Fragen zu Epsteins mutmaßlichem Sexhandelsnetzwerk und den Umständen seines Todes eine „Hoax“ seien. Dieser Hoax sei vom ehemaligen Präsidenten Barack Obama und Hillary Clinton inszeniert worden. Eine Hoax, an die seine eigenen Unterstützer „dumm genug“ gewesen seien zu glauben.
Als Leavitt am Donnerstag während des Pressebriefings gefragt wurde, was genau Trump als „Hoax“ bezeichne, gab sie eine interessante Antwort. „Der Präsident bezieht sich auf die Tatsache, dass die Demokraten sich nun darauf stürzen, als hätten sie jemals Transparenz gewollt, wenn es um Jeffrey Epstein geht“. Und weiter. „Die Demokraten hatten dieses Gebäude, das Weiße Haus, vier Jahre lang in der Hand. Sie haben keinen verdammten Finger gerührt, wenn es um Transparenz in Bezug auf Jeffrey Epstein und seine abscheulichen Verbrechen ging.“
Also besteht der „Hoax“ darin, dass die Demokraten die Epstein-Akten nicht veröffentlicht haben, als sie an der Macht waren? Das ergibt überhaupt keinen Sinn. Gerade, wenn man bedenkt, dass Trump behauptet, die Demokraten hätten die Akten überhaupt erst „erfunden“. Erfunden, um ihn – ähnlich wie in der Russland-Ermittlung – schlecht dastehen zu lassen. Gleichzeitig versucht die Trump-Regierung aktiv, die Angelegenheit unter den Teppich zu kehren. Und fordert ihre Unterstützer auf, einfach wegzuschauen.
Leavitt stammelte sich durch eine ganze Fragerunde zu der Kehrtwende der Regierung bei ihrem Versprechen, umfangreiche Beweismittel zu Epstein zu veröffentlichen. Sowie zu ihrer Entscheidung, die Ermittlungen zu einem weitreichenden Sexhandelsring faktisch zu beenden.
Keine Sonderermittler, keine Begnadigung, keine Verantwortung
Als Leavitt gefragt wurde, ob Trump Ghislaine Maxwell begnadigen würde, „wenn der Epstein-Fall eine Hoax ist“, ignorierte sie die Frage schlicht. Sie ließ ebenfalls durchblicken, dass Trump keinen Sonderermittler ernennen wird, um das Epstein-Beweismaterial zu überprüfen, das das Justizministerium weiterhin unter Verschluss hält.
Auf die Frage, was die Regierung daran hindere, sensible Informationen zu schwärzen, die potenziell Opfer gefährden oder identifizieren könnten, verwies Leavitt auf das Justizministerium. Sie erklärte, das liege „außerhalb der Kontrolle des Präsidenten“.
„Ich sage nur: Das amerikanische Volk sollte Präsident Trump vertrauen“, sagte Leavitt an einem Punkt.
Angesichts der Tatsache, dass der Präsident diejenigen, die ihm und seiner Regierung vertrauten, Antworten im Epstein-Fall zu liefern, aktuell als „dumm“ bezeichnet, ist es schwer vorstellbar, warum irgendjemand seiner Sprecherin Glauben schenken sollte.