Amsterdam Dance Event: Drei Jahrzehnte im Beat
Das Kult-Event in den Niederlanden feiert ein weiteres Rekordjahr. Für das nächste Jahr ist eine Jubiläumssause angekündigt.
Amsterdam hat im Oktober mit zahlreichen Aktionen und einer großen historischen Ausstellung in einem Riesenzelt im Museumsquartier sein 750. Stadtjubiläum gefeiert. Loblied auf eine selbstbewusste Seefahrer- und Handelsstadt, die noch in jedem Jahrhundert ihren „Fußabdruck“ setzen konnte. Das Verwaltungszentrum Amsterdam Suid etwa mit seinen glitzernden Bürohochhäusern deutet auf moderne Industrien zwischen Fintechs, Booking.com und anderen Plattformen hin.
Das avantgardistische (neue) Filmmuseum am anderen Ufer des Flusses IJ wiederum spricht von der kulturellen Kraft, mit der man die immensen Touristenströme in anderen Bahnen lenken will. Weg von den nervenden Sauftouren im Rotlicht-Viertel.
Mit einer beeindruckenden Bilanz kann in der popkulturellen Sparte das Amsterdam Dance Event (ADE) aufwarten, mittlerweile die weltweit größte Plattform für elektronische Musik.

Amsterdam Dance Event boomt
Die Veranstalter vermeldeten am Montag (27. 10.) satte 600.000 Besucherinnen und Besucher, über 3.500 Künstlerinnen und Künstler, mehr als 1.200 Veranstaltungen über fünf Tage hinweg, Die bislang größte Ausgabe des ADE, das in den Anfangsjahren eine eher randständige Sause mit spezifisch niederländischen Baller-Sounds gewesen war.
Was 1996 als kleine Branchenkonferenz begann, hat sich zu einem Phänomen mit globaler Präsenz entwickelt. Am letzten „Conference“-Tag (25. Oktober) etwa, diskutierten Teilnehmerinnen und Teilnehmer über die musikalische und soziale Bedeutung der Sound Systems in Südafrika, Brasilien und im englischen Bristol.
Über 300 Spielorte luden zu einer ambitionierten Stadt-Rallye zwischen diversen historischen Palais im Grachtengürtel und Außenstellen ein, wie dem Ex-Gaswerk im Westerpark. Die seit Jahrzehnten bespielten Ex-Hippie-Venues Melkweg und Paradiso konnten mühelos, etwa mit einem wild betanzten AfroBeat-Abend am Freitag (24. Oktober), in die Moderne aufschließen.

Spontane Tänze im Supermarkt
Das Programm spiegelte die Vielfalt und Tiefe der Szene wider: Berlins KitKat-Club-Diva Stella Bossi spielte sowohl bei „Rave In The Church“ wie in einem speziell angemieteten Zug, der in der Freitagnacht durch die Region wummerte.
Das Kölner Label Kompakt um DJ Michael Mayer schipperte einige Stunden lang auf einem Boot durch die Hafengegend. In der Central-Station-Filiale der Supermarkt-Kette „Albert Heijn“ war zwischen Bananen und Bierbüchsen eine hellblaue DJ-Kanzel aufgebaut und die eiligen Pendler wurden mit Böller-Beats beschallt, was zu spontanen Tänzchen in den Regalreihen führte.
Die lokale Presse sprach von „Gänsehaut-Momenten“ bei Events wie „Praise“ – der von Honey Dijon und Audio Obscura kuratierten „black queer church“ in der ehrwürdigen Nieuwe Kerk. Oder von monumentalen Shows wie „die von KlangKuenstler Outworld“ im riesigen Ziggo Dome oder auch „Awakenings“ in der neuen „SugarFactory“-Location.

Definitiv zu viel, um alles abklappern zu können. Gleichzeitig waren es die kleinen Orte – SkateCafe, Garage Noord, Klaproos, Lofi – in denen man spüren konnte, wie nah sich Underground und Größenwahn noch immer sind. Selbst im hippen „VolksHotel“ (das ehemalige Redaktionsgebäude der Tageszeitung „De Volkskrant“) ging die „Disco“ bis sechs Uhr morgens und die After Hour auf der siebten Etage bis um Acht.
KI, Nachhaltigkeit, Fairness – und Verbindung
Im Konferenzteil zeigte ADE 2025, dass elektronische Musik längst mehr ist als stumpfe 4-to-the-floor-Beats. Mit dem neuen Profi-Konferenzort „Rosewood“ und dem Umzug des „ADE Lab“ ins Westerpark-Gaswerk öffneten sich neue Räume für Austausch und Inspiration.
Hier trafen Branchenstars wie Skepta, KI/KI, Eris Drew, Chris Liebing, ANNA und viele andere auf Vertreter von Industrie-Giganten wie Google DeepMind, Epic Games, SoundCloud und Spotify, um über die berüchtigten Schnittstellen zwischen Kreativität, Technologie und Identität zu sprechen. Es ging um KI, Nachhaltigkeit und Fairness – aber auch um das, was Musik im Kern ausmacht: Verbindung.
Für das kommende Jubiläumsjahr kündigten die Veranstalter zwischen dem 21. bis 25. Oktober 2026 noch eine weitere Steigerung des Elektro-Marathons an. Doch unabhängig davon, welche Namen oder Orte auf dem Jubi-Programm stehen werden, bleibt das fazit dasselbe: eine Stadt, die tanzt – und eine Szene, die nie stillsteht.