Autor süßsauer: CHRISTIAN KRACHT setzt verstärkt auf CDs

Unter „Vermischtes“ stand auch in Ihrer Tageszeitung, dass die deutsche Popliteratur am Ende sei. Sollte das stimmen, dann müssen schleunigst Anschlussbeschäftigungen für die jungen Autoren her, bevor Vorschüsse und Kolumnenhonorare verjubelt sind. Christian Kracht (Bild unten), der in „Tristesse Royale“ der schwer verzogene schwierige Schwafler aus der Schweiz war und mit „Faserland“ und „1979“ gegen den Trend zwei richtig gute Bücher schrieb, hätte schon was – für das Wiesbadener Indie-Pop-Label Apricot hat er nun die Compilation „The Sweets Of Siam“ mit Musik aus seiner Wohnheimat Bangkok zusammengestellt. Wie der Titel sagt: Die 15 Stücke erzeugen beim Hören genau das Gefühl, dass man beim Verzehr eines pappsüßen Nachtisches im Asia-Restaurant bekommt. Unbekannte bei Pizzicato Five- und Stereolab-Versuchen über Hazlewood-Melodien, alles aus dem Katalog des thailändischen „Smallroom“-Labels. Weil das den Kompilatoren nicht gerade überforderte, las er nebenher noch das komplette „1979“ auf drei Hörbuch-CDs (Mundraub/Zomba). Sollte jemand die Schnösel-im-Krieg-Novelle lustig gefunden haben, wird ihn Krachts strenger Vortrag zur Raison rufen. Zuletzt, auch das stand in der Zeitung, hat er in der Mongolei Murmeltiere gejagt. Beschäftigt.

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