Kennen Sie diese Werbung noch?
Der Bildband „All-American Ads of the 2000s“ feiert die Werbung der (prä-)digitalen Ära

Die Nullerjahre, noch mehr die Zehnerjahre dieses Jahrtausends, sind die ersten Dekaden, deren Bilder, Moden, manchmal sogar Musiken und Filme sich nicht mehr ihrem Jahrzehnt eindeutig zuordnen lassen. Die Achtziger hatten die Schulterpolster. Die Siebziger die Schlaghosen. Die Neunziger den Techno.
Aber ab den Nullerjahren hat diese Geschichte der Ästhetik quasi „aufgehört, zu existieren“. Es gibt ein Nebeneinander von Stilen, Retro-Stilen, Hommagen und Renaissancen. Nur nicht in der Technik. Die Technik liefert nun das, was einst Kleidung und Plattenaufnahmen darlegten: einen Blick auf ihre Zeit. Wer in einem Film von 2001 ein Handy sieht, weiß, dass dieser Film nicht neu sein kann, denn das Handy von damals hat eine Antenne oder lässt sich Enterprise-Funkgerät-mäßig zuklappen.
Wie wichtig vor allem die kommerzielle Verbreitung des Internets für unsere Wahrnehmung von Bildern wurde, zeigt ein neuer Bildband mit Texten von Steven Heller und Jim Heimann, „All-American Ads of the 2000s“ (Taschen). „Geeks wurden zu den neuen Superhelden – Technologie wurde cool“, heißt es, und das stimmt.



Die Namen und Gesichter von 2001 sind uns noch vertraut. Britney Spears, N-Sync und Pierce Brosnan. Eine „Mad Men“-Werbung werden wir wohl nie mehr sehen, denn die AMC-Serie ist ausgelaufen, genauso wie „Sex and the City“, mit der Darstellung eines Lebensgefühls, das damals als hip galt, und über das (vor allem) Frauen heute den Kopf schütteln. Aufsehen erregender noch ist die Erinnerung an Technologie, die es nicht mehr gibt. Wie an den iPod, später getauft iPod-Classic. Das beste Produkt, das Apple je auf den Markt gebracht hat, firmiert heute als Retro-Jukebox, da der MP3-Player nicht mit dem Internet verbunden gewesen ist. In den Nullerjahren galten Vokale als uncool, aus „Razor“ wurde „Razr“, weil schnittiger.
Irgendwann wird jede Werbung für Tech-Produkte uns in den Sozialen Medien zum Lachen bringen. Sie kennen das: Dicke Stereoanlagen von Philipps aus den Siebzigern, MacIntosh-Computer, die die Zukunft versprachen, erzielen tausende lachende Likes.
So weit ist es mit dieser Zeitkapsel der 2000er noch nicht. Aber in zehn Jahren schon.
TASCHEN, All-American Ads of the 2000s, taschen.com, Jim Heimann, Steven Heller Hardcover, 19,6 x 25,5 cm, 2,08 kg, 640 Seiten, EUR 30.