Manhattan, New York / Sebastian Zabel

„Hey Manhattan!“ von Prefab Sprout

Wer zum ersten Mal vom John F. Kennedy Airport kommend nach Manhattan fährt, vielleicht in einem Taxi und nicht wie Paddy McAloon, sein Bruder Martin und die wunderbare Wendy Smith in einem offenen Cabrio, ist überwältigt von der sich öffnenden Wolkenkratzerkulisse, auf die man in der Regel und am preiswertesten über die Queensborough Bridge, und nicht über die im Song erwähnte Brooklyn Bridge zugleitet. Es gibt kein überwältigenderes Entree in unserer Vorstellung von New York. Denn alles ist so, alles sieht so aus, wie Du Dir es immer vorgestellt hast. Nur noch viel besser.

Es gibt auch kein anderes Lied, das dieses Entree besser beschreiben könnte. Ein Lied, das klingt wie das kollektiv imaginierte Bild von Manhattan, und wie die tatsächliche Bewegung nach Manhattan hinein. Es beginnt mit „Guess what, summer‘s arrived, I feel the world‘s on my side“ und einem Cymbal-Flirren, mit einem sanft brummelnden Bass und den Horizont aufreißenden Streichern. „Hey Manhattan! Here I am!“ singt Paddy McAloon, Songwriter und heute alleiniger Inhaber der ehemaligen Band Prefab Sprout, die Mitte der 80er den herrlichsten, sophisticatedsten Pop gespielt hat, er singt es mit Wendy Smith im Chor, die damals seine Freundin war. Sie zählen auf, was Touristen abhaken würden, das Stromern über die 5th Avenue und „look, there‘s The Carlyle!“, fantasieren Sinatra und Kennedy herbei, fühlen sich, als gehörte ihnen dieser Ort, die Stadt, die Sehnsuchtsfantasie.

Der Song ist auf Prefab Sprouts drittem Album, „From Langley Park To Memphis“, das 1988 veröffentlicht wurde. Die Band war auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, Stevie Wonder und Pete Townshend wirkten im Kleingedruckten mit, Thomas Dolby produzierte (etwas zu sehr), sie landeten ihren ersten und einzigen Top-Ten-Hit und das Hochgefühl eines guten Lebens, dass sie das Glück gefunden hatte, dass ihnen alles offen stand, schwingt in diesem Song mit. Es kam dann anders. Aber davon weiß „Hey Manhattan!“ nichts. Der Song ist die beste Eintrittskarte für jeden New-York-Novizen. Er ist ganz klingende Kulisse und, was ihn besonders macht, ein ganz große, offene Umarmung des Lebens. Über alles andere reden wir, wenn die Koffer ausgepackt sind.

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