NO MORE SHALL WE PART

Dem Dichter über die Schulter geschaut: NICK CAVE erläutert sein neues Album "HALLELUJAH"

„HALLELUJAH“

Ein verdrehter Gospelsong, in dem der Protagonist ein Invalide ist, der seiner Krankenschwester am Wochenende freigibt Am Ende geht er zur Tür hinaus, das Wetter schlägt um und seine Stimmung auch. Anna und Kate McGarrigles singen engelsgleich den Chorus: „The tears are welling in my eyes again, I need twenty big buckets to carry them in.“ Cave: „Wer das Album bewusst hört, wird feststellen, dass es drei Songs übers Spazierengehen gibt: ,Hallelujah‘, ,Oh My Lord‘ und JDarker The Day‘. Solche Songs fallen mir ein, wenn mir sonst nichts einfällt: Ich trete aus der Tür und schaue, was draußen ist. Und das ist kein schöner Anblick.“

„OH MY LORD“

Die Geschichte einer Tortur, die am Schluss kreiselt wie ein Derwisch. Fremde bedrohen und beschwatzen unseren Helden – und als Nick beim Friseur ist, presst er seinen Hintern von innen gegen das Schaufenster, um den Verfolger zu ärgern. Cave: „Es geht um mein zunehmendes Unbehagen über das, was ich tue. Meine Situation wird mir immer unangenehmer. Es geht letztlich darum, permanent der Kritik und der Gnade anderer ausgesetzt zu sein. Das Thema zieht sich durch die ganze Platte.“

„LOVE LETTER“

Klavier im Vorder-, liebliche Geigen im Hintergrund. Der Sänger schreibt einen langen Brief an seine Liebste, die er zuvor in die Wüste geschickt hat Cave hat einen Freund, der seiner Partnerin innerhalb von fünf Jahren 7000 Briefe geschieben hat Schreibt er selber auch? Cave: „Zumindest zeitweise, ja. In der Frühphase einer Beziehung nämlich. Der Song handelt vor allem von mir, wie ich um meine Frau werbe.“

„FIFTEEN FEET OF PURE WHITE SNOW“

Eisiges Klavier, ein tickender Snare-Beat und Cave, der drohend croonh. „Where is Michael? Where is Mark? Whereis Matthew? Now it’s getting dark.“ Handelt aber weder vom Jüngsten Gericht noch vom Kokain. Endet mit einem bizarren „Na-na-na“-Schunkelrefrain der Bad Seeds. Cave: „Der Song behandelt die Tatsache, dass ich oft in meinem Büro sitze und partout keine Ideen habe… Die beste Zeile ist ,1 can’t even find anything worth stealing.'“

„GOD IS IN THE HOUSE“

Der witzigste Song des Albums. Ein ebenso melodramatischer wie satirischer Seitenhieb auf das puritanische Kleinstadt-Amerika. Cave: „In unseren Flitterwochen sind wir kreuz und quer durch Amerika gefahren. Wir kamen durch kleine Städte, die alles hundertprozentig im Griff hatten, null Verbrechen, und daraufwaren sie unglaublich stolz. Absolut gruselige Orte.“

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