Noch immer sorgen Blumfeld-Alben in der Öffentlichkeit für Irritationen, nötige Verbindungen stellen sie im Konzert her

HAMBURG, Große Freiheit. „Rike rockt“ heißt die Konzertkolumne der Hamburger Ausgabe der auflagenstärksten deutschen Zeitung, die – wenn man der Werbung glauben darf – mit der Wahrheit nicht geizt. Die Gruppe „Blumtopf“ bringe ihren „Zuckerguss-Pop für Tiefsinnige“ in die Große Freiheit, stand dort am Tag vor dem Blumfeld-Konzert in Hamburg zu lesen. In einer Schweizer Zeitschrift wurden Textauszüge des neuen Blumfeld-Albums „Jenseits von Jedem“ einigen Zeilen aus dem Opus „Meine Welt“ von Schlager-Schnatze Yvonne Catterfeld gegenübergestellt, ein Mann vom Goethe-Institut will, so schreibt er in der „Zeit“, im „Diskurspop“ aus Hamburg die Traveling Wilburys erkannt haben.

Bei so vielen Missverständnissen kommt einem die neue Eindeutigkeit von Blumfeld durchaus gelegen. Vor dem Konzert läuft natürlich Pentangle über die Lautsprecher, denn so hatte Jochen Distelmeyer ja verkündet – der Sound der britischen Folkband habe durchaus Vorbildfunktion für „Jenseits von Jedem“ gehabt. Als Blumfeld auf die Bühne kommen, trägt er die blaue Windjacke, die schon auf dem Cover des Albums zu sehen ist und von der er sich auch während unseres Interviews im Hochsommer nicht trennen wollte. Dieses Mal wirft er sie allerdings schon vor dem ersten Song, „Draußen auf Kaution“, auf einen Verstärker.

Dieser Song erstes Stück von „L’Etat Et Moi“ hat sich zu einer Art idealem Ausgangspunkt jedes Blumfeld-Konzertes entwickelt. Das erste Album „Ich-Maschine“ findet fast nicht statt, aber immer wieder Liebeslieder: „Irgendwie geht’s dann doch raus aus den vier Wänden/ Und draußen geht es dann zu jemand völlig anderm hin/ So bin ich dann in dessen guten Händen/ Und glücklich, dass ich mit wem zusammen glücklich bin.“ Im Konzert stellen Blumfeld die Verbindungen innerhalb ihres Werkes her – alles erscheint erstaunlich homogen.

Leider und wann kann man das bei einem Konzert schon sagen gibt’s zu wenige Songs vom neuen Album und vielleicht zu viele von „Testament der Angst“. Kein „Sonntag“ und kein „Neuer Morgen“, aber natürlich „Wir sind frei“, „Sturm“ und überhaupt: „Die Welt ist schön“. Als erste Zugabe gibt Distelmeyer wieder zum künstlichen Beat den George Michael für „Tausend Tränen tief“, und das nicht mehr feedbacklastige „Verstärker“ endet in „Electric Guitars“ von Prefab Sprout: „We were quoted out of context, it was great.“

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