Nur wenige haben es gemerkt: Ween, spöttische Meister, stecken in ihrer dunkelgrauen Phase

„Make them laugh!“ ist nicht nur in Hollywood-Musicals wie „Singing In The Rain“ eine Erfolgsformel. Guter Humor zeugt eben von Selbstironie und Distanz zum eigenen Werk. Wer dagegen sauertöpfisch über die eigene Korrektheit wacht, ist meist auch sonst ein Langeweiler und Ween haben eine Menge Humor. Wie ein roter Faden zieht er sich durch die neun bisher erschienenen Alben.

Ihre Spaghettiwestern-Parodie „Buenas Tardes Amigo“ ist legendär, selbst in „South Park“ hatten sie einen Gastauftritt. Und nun will uns Mickey Melchiondo (alias Dean Ween) weismachen, „Quebec“, das neue Album des Duos, sei von Lebenskrisen gezeichnet und düster: „Es gibt Leute, die glauben, mit dem Titel ,Quebec‘ wollten wir uns bloß über Kanada lustig machen. Aber das stimmt nicht. Es ist der Vibe dieser kanadischen Provinz. Leonard Cohen lebt dort, und seine Songs klingen ganz genauso: dunkel, romantisch, verregnet. Dieselbe Stimmung findest Du auch auf unserer neuen Platte. „Eine glatte Lüge: „Quebec“ ist ein ausgesprochen vielseitiges Album, dessen Humor sich vielleicht nicht sofort aufdrängt, was das Ganze aber nur noch charmanter macht. „Quebec“ startet mit der wild um sich prügelnden Motörhead-Hommage „It’s Gonna Be A Long Night“. Eine aufgeraute Lemmy-Stimme grölt da: „You bring the razorblades, I bring the speed/ Take off your dothes, it’s gonna be a long night“ In „Fancy Pants“ wird es im Stil der goldenen Zwanziger regelrecht albern, ganz tief in die Psychedelia-Kiste greift „Among His Tribe“: „A chosen son would take a bride and light the fire among his tribe.“ Wer möchte, kann sich dabei archaische Welten vorstellen, Initiationsrituale bei Naturvölkern; die Wahrheit ist viel einfacher: „Im Fernsehen gab es eine Dokumentation über die Wikinger. Das hat Gene so beeindruckt, dass er diesen Song geschrieben hat“, behauptet sein Kollege. Ihn erinnert der Song an die späten Aufnahmen der Monkees, als die versuchten, psychedelisch zu klingen.

Mit Dean Ween zu plaudern ist unterhaltsam – man darf nur nicht alles glauben. Es stimmt, dass die Band in den letzten drei Jahren einigen Ärger am Hals hatte, persönliche Krisen, und der Vertrag mit Elektra lief aus. Nicht nur deshalb ist „Quebec“ dezenter als der Klassiker „Chocolate And Cheese“: „Mich stört es schon lange, dass manche Leute uns völlig falsch verstehen. Wären wir tatsächlich bloß eine Comedy-Band, dann würden wir längst nicht mehr existieren. Andererseits möchte ich auch nicht 15 Songs lang von der Beziehung zu meiner Frau berichten.“ Ween stecken in einer kleinen Midlife Crisis, aber: „Ich denke, jede große Band hat auch Sinn für Humor. Bis auf Pink Floyd. Roger Waters war vermutlich zu sehr damit beschäftigt, Songs darüber zu schreiben, warum Daddy so selten da war.“

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