Ozzy Osbourne: Am Ende ist er zur Fashion-Ikone geworden
Er hat bereits früh den schwarzen Look kultiviert, doch Grufti allein war ihm zu öde
Als Earth im Juli 1968 ihr erstes Konzert in einem Pub in Birmingham spielten, gab es weder Heavy Metal noch einen besonderen Metal-Look. Die Band, die später als Black Sabbath Musikgeschichte schreiben sollte, bestand aus vier langhaarigen Typen mit coolen Gesichtern. Ihre Aversion gegen die Hippie-Ästhetik jener Zeit war auf den ersten Blick nicht zu erkennen.
Ein frühes Schwarz-Weiß-Foto von Sänger Ozzy Osbourne, der damals 20 war, zeigt einen tobenden jungen Derwisch in Jeans und einem weit geöffneten weißen Hemd. Um seinen Hals baumeln zwei Folklore-Ketten. In späteren Interviews haben Black Sabbath stets ihre Anti-Mode-Haltung betont, die gerade bei Ozzy gleichwohl stilprägend werden sollte.



Black Sabbath waren keine Patronengurt-Djangos wie Motörhead oder Lederfetisch-Hools wie Judas Priest
Das begann mit dem ersten selbstbetitelten Album von 1970. Das Cover zeigt eine schemenhafte Frauen-Gestalt vor einer mittelalterlichen Wassermühle. Eine geheimnisvolle Optik, die mit eiskaltem Hauch „Gruselfilm“ ruft. Fotograf/Designer Keith Macmillan hatte den Texten und den schweren Rockriffs von Black Sabbath eine Bildsprache verpasst. Eine Aura, die sich immer weiter verselbständigen sollte. Das Bandfoto aus jenem Jahr zeigt die Vier bereits als angedüsterte Gang mit Kreuz-Amuletten.
Ein Schnelldurchlauf der 1970er vermittelt allerdings kein konzeptionelles Styling wie etwa bei David Bowie. Sie waren auch keine Patronengurt-Djangos wie Motörhead oder Lederfetisch-Hools wie Judas Priest.

Das Dunkle an ihm hatte stets auch eine virtuose Seite
Osbourne zeigt sich oberkörperfrei, trägt Paisley-Hemden oder solche mit wilden Fransen. Ein vielfältiges Lookbuch der Siebziger, das keiner Linie folgen will. Seine Bestimmung ist vielmehr der Exzess mit Drogen ohne Ausknopf, Alkohol und Bühnen-Wahnsinn. „Viele Fans aus dieser Zeit glaubten, wir wären Freunde des Satans oder sowas. Da fing das ganze Zeug vom ‚Prince of Darkness‘ an“, erzählte er einmal im Interview mit dem NME.
Zu Beginn der Achtziger ist Osbourne bereits ohne Black Sabbath unterwegs. Die Saga vom „Fürst der Finsternis“ nimmt auch im Solo-Modus weiter Fahrt auf. Sein Mix aus Steampunk und irrem Schlossherr in schwarz zieht sich bis hinein in die MTV-Soap „The Osbournes“ (ab 2002). Auch die runde, oft bunt getönte Nickelbrille wird zu einem „must-have“-Accessoire für ihn. Ein Tribut auch an seinen Allzeit-Helden John Lennon, dessen Songs er mehrfach interpretierte. Das Dunkle an ihm hatte stets auch eine virtuose Seite.

„So entwickelt Osbourne einen Ruf für seinen unnachahmlichen persönlichen Stil“ befindet die britische „Vogue“ in ihrem Nachruf. Zu den Kreuzketten gibt es hier noch eine Insider-Information. Osbournes verstorbener Vater war Werkzeugmacher in den Fabriken von Birmingham. Für Ozzy und die anderen Black-Sabbath-Mitglieder fertigte er solide Anhänger.
Er hat sie als Hommage an den Vater all die Jahre hindurch getragen: „Sie waren und sind sehr wertvoll für mich“, bekannte er mit Stolz.