Petter Carlsen – Aus der Realität in die Idylle

Der norwegische Songwriter Petter Carlsen zelebriert auf "Clocks Don't Count" majestätischen Stillstand

Es muss ein höllischer Lärm gewesen sein, der die Kleinstadtidylle im norwegischen Alta eines Tages so brutal zerriss, als Petter Carlsen zum ersten Mal den Song „Fade To Black“ von Metallica in seinem Jugendzimmer auflegte und dabei in wohliger Schockstarre verharrte. „Das schlug mir voll in die Magengrube“, erinnert sich Carlsen. Sonst kannte er nur Bonnie Tyler, Dolly Parton und Leonard Cohen, die sein Vater gern hörte.

Ähnlich schwankt auch Carlsens eigene Musik zwischen Singer/Songwriter und bombastischer Überwältigung. Doch er braucht die Abgeschiedenheit von Norwegens Natur. Zeitverloren mutet schon der Titel seines zweiten Albums, „Clocks Don’t Count“, an. „Es geht um eine Art Flucht vor der Realität. Diese Momente, in denen ich in meine eigene Welt abtauche, ohne Grenzen – das ist für mich zu einer Notwendigkeit geworden“, erklärt Carlsen. So ganz still und andächtig geht es dann allerdings auch wieder nicht zu auf „Clocks Don’t Count“, das im Gegensatz zu seinem Debüt mit Band eingespielt und von Christer André Cederberg produziert wurde, der auch für die britischen Doom-Alternativos Anathema arbeitet – die wiederum Carlsen sehr bewundert. Von Anathema dürfte er sich auf jeden Fall die großen Klangkulissen, die traumverlorenen Gitarren-Spiralen abgehört haben, die sein Album durchwehen wie eine frostklirrende Barentssee-Brise. „Sie waren für mich in einer Zeit wichtig, in der ich ausschließlich Hardrock und Metal hörte, weil sie mir die Ohren für verschiedene Sounds öffneten“, erzählt Carlsen.

So laut und grobbehauen wie Metallica kommen seine ziselierten Melodien nicht daher, aber ein leises Dröhnen dringt inzwischen bis nach Mitteleuropa.

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