Psychonauts
Achtung, hier kommt das durchgedrehteste Spiel der letzten Zeit. Und das lustigste obendrein. Und spielerisch gibt’s eigentlich auch nichts zu mäkeln. Geschaffen von Tim Schafer, der schon Klassiker wie „Day Of The Tentacle“ kreierte, ist hier ein spielerisches Kleinod entstanden. Humor, der nie doof, sondern meist recht hintersinnig ist. Eine schräge Grafik, die aus einem Tim Burton-Film entsprungen scheint. Und abwechslungsreiches Gameplay sowieso. Was will an mehr.
Waren Schafers frühere Werke wie das erwähnte Tentakel-Spiel oder „Grim Fandango“ im Click’n’Point-Adventure-Genre angesiedelt, hat er sich diesmal an ein Jump’n’Run gewagt – und gewonnen. „Psychonauts“ fesselt gleich von der ersten Spielminute mit ideenreichen Leveln und flüssiger Steuerung und macht einfach Spaß.
Es geht um die titelgebenden Psychonauten, die ihre Kämpfe im Unterbewußtsein der Menschen führen, um sie von geistigem Müll zu säubern. Die Level sind also (nicht nur) menschliche Gehirne. Und da es meist recht ausgeflippte Zeitgenossen sind, in deren Denkfabrik man eintritt, sind die Level entsprechend irre gestaltet. Da gibt es gar wunderliche Verschwörungsfanatiker.
verrückte Schauspieler oder auch Fische, deren Denkzentren man besucht. Um sich durch all die verschlungenen Hirnwindungen zu kämpfen stehen einem verschiedene astrale Fähigkeiten zur Verfügung, die man sich mit der Zeit erwirbt. Etwa Psychokinese, Hellseherei oder Unsichtbarkeit. Die wollen dann aber auch clever angewendet werden, um wirklich an den Level-Ausgang zu kommen. Die abgedrehten Charaktere und etliche Anspielungen auf Film, Spiel oder Kunst verleiten immer wieder zum schallenden Lachen – ebenso wie die genial gelungene Synchronisation. Etwa der relaxt-österreichische Schmäh-Akzent von Psychonaut Sascha Nain. Oder der mißmutige Theaterkritiker, für dessen schnarrende Stimme ganz offensichtlich Marcel Reich-Ranicki Pate stand. „Psychonauts“ siegt in allen Belangen. Ein kleines Meisterwerk. (für Xbox/PS2/PC)
