BD Jazz – Louis Armstrong, Nat King Cole, Billie Holiday u.a.

Erste Lieferung mit den Giganten des Jazz in je einer Doppel-CD-Edition samt 20-seitigem Comic-Strip im Booklet – doch eher ein Fest des Hörens als des Schauens.

Die Herkunft aus dem Slum, der verschollene Vater, der nur eben mal Zigaretten holen wollte, die versoffene Mutter, die ersten gigs in den juke joints, hastige Plattenaufnahmen in St. Louis, New Orleans, Chicago, schnelle Weibergeschichten, Diskriminierung, Drogensucht, Geldnot und Tod im schäbigen Hotelzimmer: Legenden nur, von böswilligen Weißen über schwarze Jazz-Genies kolportiert? Müssen nach der Historie des Blues auch die Annalen des Jazz neu geschrieben werden? Bertrand Tavernier erzählt so ein trauriges Schicksal in dem Film „Round Midnight“, Clint Eastwood episodenhaft in „Bird“. Nur Louis Armstrong gab den grinsenden Onkel Tom in manchem Schwank, und singen durfte er auch (mit Bing Crosby).

Armstrong ist natürlich eine Ausgabe dieser Edition gewidmet, und die Dichotomie der beiden CDs erlaubt eine säuberliche Unterscheidung in „The Singer“ und „The New Orleans Roots“, wobei jeweils die Jahre 1928 bis 1952 abgedeckt sind. Freilich war Armstrong nur in seinen Anfangen ein Neuerer, spätere Jazz-Generationen verachteten den Sänger von „It’s A Wonderful World“, das hier fehlt (nicht jedoch „Blueberry Hill“), als einen Opportunisten. Das beiliegende Comic von Camilo Sanin zeigt uns mit flüchtigem Strich, wie 1926 in Chicago der Seat geboren wurde. Eine Legende, natürlich!

Die Jazz-Reihe, in der bereits 20 Kompilationen erschienen sind, folgt dem Gedanken, dass der Jazz und die Comic Art als genuin amerikanische Künste doch ein schönes Paar abgeben müssten – was bei den meisten Arbeiten auch durchaus der Fall ist. Die zeichnerischen Werke sind in jeder Hinsicht ganz verschieden und nicht immer so lustig und simpel wie ein Bilderbuch – der Jazz-Connaisseur sollte ganz ordentlich das Englische beherrschen, um auch die Anekdoten verstehen zu können.

Dass es sich bei der Musik um seltene Schätze handelt, lässt sich zwar nicht behaupten, aber die Auswahl ist doch – so man das einschätzen kann – einigermaßen repräsentativ. Bei Billie Holiday wird getrennt in den Januskopf „Bluesy Billie“ und „Swingin‘ Billie“, ohne den wahrhaft entsetzlichen Niedergang von Lady Day zu dokumentieren. Der Comic-Strip ist denn auch, tja, witzig.

Nat King Cole ist einerseits „The Unforgettable“ mit den Unterhaltungsliedern, andererseits „Jazz Cole“ mit ernsthaften Ambitionen – wobei „I Got Rhythm“ und „Smoke Gets In Your Eyes“ schwerlich zur Avantgarde zählen. Allein bei Cole finden sich zwei Dutzend Filmtitel, Redensarten und Spruchbänder der letzten Jahrzehnte.

Weitere 2-CD-Editionen sind Django Reinhardt, Sidney Bechet, Erroll Garner, Ella Fitzgerald, Lester Young, Stan Getz und Dizzy Gillespie gewidmet, die Reihe wird fortgesetzt. Unnötig zu sagen, dass es sich bei Editions Nocturne um eine französische Unternehmung handelt. Denn nur der Franzose wusste die armen Künstler so richtig zu schätzen. In Paris war stets ein sauberes Zimmer frei.

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