Jason Lytle

Department Of Disappearance

Anti/Indigo

Der Grandaddy-Sänger gibt den melodiesicheren Gipfelstürmer. Ob sich die kürzlich wieder vereinigte Psych-Pop-Band Grandaddy bald auch zu gemeinsamen Studioaufnahmen durchringen kann, steht noch in den Sternen. Dass Sänger Jason Lytle die Lust an zart besaitetem Space-Rock, interstellaren Keyboardklängen und himmlischen Harmoniegesängen nicht verloren hat, beweist er in der Zwischenzeit mit seinem zweiten regulären Soloalbum. „Dept. Of Disappearance“ begibt sich auf eine ausgiebige Bergtour, wo man statt Kappe lieber Helm trägt. Der inzwischen in Montana ansässige Kalifornier lässt einen eisigen Wind durch das sich majestätisch auftürmende „Last Problem Of The Alps“ wehen, steckt sphärisch die Marschroute ab („Willow Wand Willow Wand“) und schwelgt in der ungeheuerlichen Erhabenheit von „Matterhorn“. Der Gipfelstürmer mit Gitarre kommt selbst dann nicht aus dem Tritt, wenn es durch die Niederungen menschlicher Gefühle geht. Die Klavierballade „Somewhere There’s A Someone“ ist ein bittersüßer Tränendrüsendrücker, der sich zunächst damit tröstet, dass irgendwo da draußen doch sicher jemand ist, der sich fragt, wo ich bin und wie es mir geht, um sich am Ende einzugestehen, dass dieser Jemand womöglich längst anderes im Sinn hat: „But somewhere there’s a someone/ With someone else tonight.““Your Final Setting Sun“ hingegen – neben dem druckvoll schrammelnden Titelsong einer der Höhepunkte der Platte – klingt in seiner Mischung aus futuristischem Kindergeburtstag und Endzeitstimmung, als wollte Lytle sich um eine Ehrenmitgliedschaft bei den Flaming Lips bewerben. Hat er natürlich gar nicht nötig. Schließlich erklimmt er auch allein des Musizierens höchste Höhen.