Jerome Charyn :: Unter dem Auge Gottes
Seit seinem literarischen Amtsantritt im Jahr 1974 hat es der jüdische Superbulle zum Bürgermeister von New York und designierten Vizepräsidenten der USA gebracht. Jetzt darf Isaac Sidel sich in Texas mit dubiosen Himmelsguckerinnen, politischen Intrigen und minderbegabten Auftragskillern herumschlagen, während die Immobilienkorruption daheim in der Bronx seltsame Blüten treibt. Als wäre das nicht schlimm genug, muss er auch noch ohne die von der zwölfjährigen Marianna gebackenen Walnusskekse auskommen, weil die Republikaner nur darauf warten, ihm einen Lolitakomplex anzudichten. Trost findet Citizen Sidel vorübergehend in den Erinnerungen an den „König des Verbrechens“, Arnold Rothstein, eine Ikone der Kosher Nostra, den F. Scott Fitzgerald im „Großen Gatsby“ als Meyer Wolfsheim verewigte – sowie an Zeiten, „als Tischtennis noch ein Sport war, mit dem man rechnen musste“. Hinsichtlich Tempo, Sprachwitz und der avantgardistischen Geschichtsschreibung von New York kann es niemand mit Jerome Charyn aufnehmen. (Klett Cotta, 19,95 Euro)