Joan Didion – Wir erzählen uns Geschichten, um zu leben

Wir erzählen uns Geschichten, um zu leben (Classen, 22,90 Euro) von Joan Didion ist eine Kompilation aus den berühmten, hierzulande eher legendären, leider schon eine Weile vergriffenen Essaybänden „Stunde der Bestie“ und „Das weiße Album“. Über die Auswahl der Übersetzerin Antje Rávic Strubel kann man wie immer streiten, über die Notwendigkeit einer Auswahl erst recht, jedoch nicht über Strubels anmaßendes, eitel-geschwätziges Vorwort: Das hätte man gern eingetauscht gegen einen weiteren Didion-Text. Die schreibt oft über Kalifornien, vor allem die beiden langen, erzählenden Essay-Collagen, die ihren Büchern die Titel gaben, sind hier lokalisiert. Es sind seismogramme der gesellschaftlichen Eruptionen in den späten 60er Jahren, die hier, im Spannungsfeld zwischen Haight-Ashbury und Laurel Canyon. nun einmal am stärksten und häufigsten auftraten. Didion ist ganz dicht dran am Zeitgeist, spricht mit Joan Baez. besucht die Doors im Studio, den des Mordes angeklagten Verteidigungsminister der Black Panther. Huey Newton, im Knast, freundet sich an mit der Belastungszeugin im Charles-Manson-Prozess, Linda Kasabian, wahrt aber eine unparteiische Distanz, die ihre Reportagen umso wertvoller machen, weil man sie über ihren zweifellosen literarischen Wert hinaus auch als historische Quellen ernstnehmen kann.

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