The Social Network :: Regie: David Fincher

Wertewandel

Mark Zuckerberg hat 2,9 Millionen Freunde. So viele virtuelle Kontakte zu Menschen aus der ganzen Welt weist jedenfalls sein persönlicher Account bei seinem Netzwerkdienst Facebook aus. Einige Jahre zuvor hatte er nicht mal einen echten Freund. Das wird so nicht ganz richtig sein. David Finchers Film über den Gründer und größten Anteilseigner von Facebook legt das jedoch nahe, allein schon um dramaturgisch die Fallhöhe dieser Aufsteigerstory zu markieren. Bereits in der Anfangsszene verlässt ihn zudem seine Freundin Erica (Rooney Mara). In einer Kneipe erläutert Zuckerberg (Jesse Eisenberg) ihr in einem obsessiven, arroganten Monolog, warum er in den exklusivsten Studentenclub von Havard muss. Ihre Argumente nimmt er gar nicht wahr. Sie schnappt nach Atem, steht auf und sagt: „Du glaubst, sie mögen dich nicht, weil du ein Nerd bist. Tatsächlich liegt es daran, dass du ein Arschloch bist.“

Es ist ein furioser Auftakt, der allein mit Worten eine enorme Spannung aufbaut und auf den Punkt einen zwiespältigen Charakter umreißt. Hochintelligent, rhetorisch gewitzt, aber voller Komplexe, dennoch nicht unsympathisch – dieser Zuckerberg ist der klassische Außenseiter, der sich allen überlegen fühlt – den großen dummen Jungs, die ihn nicht mitspielen lassen, und den heißen Mädchen, die ihn ignorieren. Rachegefühle haben schon oft große Ideen entstehen lassen. Fincher nutzt diesen emotionalen Impuls, um die Geschichte nahtlos voranzutreiben. Wie im Wahn bastelt er aus den Fotos der Studentinnen einen „Hot or Not“-Online-Contest. Die Geburtsstunde von Facebook.

Weitergedacht haben diesen Streich dem Buch „The Accidental Billionaires“ des Journalisten Ben Mezrich nach allerdings zunächst die Brüder Cameron (Armie Hammer) und Tyler (Josh Pence) Winklevoss. Die Zwillinge prozessieren noch heute gegen Zuckerberg, weil sie jenen beauftragt haben wollen, für sie eine studentische Kontaktbörse zu programmieren. Der aber baut mit der finanziellen Hilfe seines Zimmergenossen Eduardo Saverin (Andrew Garfield) seine eigene Seite auf. Die Winklevoss ‚,die er immer wieder mit banalen Ausreden vertröstet, begreifen die Dimension noch nicht mal, als Facebook gestartet ist. „Wir verklagen keinen Kommilitonen“, meint Cameron. „Es gibt an dieser Uni einen Moralkodex.“

Für Zuckerberg dagegen gilt nur der Code. Den habe er ihnen nicht geklaut, erklärt er. Damit ist definiert, was einst auch „Wall Street“ vorgeführt hatte: der Kampf zwischen traditioneller Wirtschaft und neuen Spekulanten, altem Geldadel und jungen Start-ups. Vor allem Napster-Gründer Sean Parker (Justin Timberlake), der mit seinen großspurigen Visionen Zuckerberg imponiert, macht aus Facebook ein globales Investement. Die Brillanz des Films liegt jedoch in der Dynamik, mit der Fincher die Szenen verknüpft. Jeder Satz ist eine Pointe, und am Ende geht stets eine Bombe hoch. Zuletzt sagt eine Anwältin zu Zuckerberg: „Sie sind kein Arschloch. Sie bemühen sich nur sehr, wie eins zu erscheinen.“ Er grinst versonnen. Und wirkt doch wie der einsamste Mensch der Welt. (SONY)

Scott Pilgrim gegen den Rest der Welt ***¿

Regie: Edgar Wright

Scott Pilgrim (Michael Cera), linkischer Bassist einer College-Rockband, verliebt sich in die aufregende Ramona (Mary Elizabeth Winstead). Um ihre Liebe zu gewinnen, muss der Loser erst ihre sieben Ex-Lover besiegen. Die Comic-Adaption trumpft als irrwitzig schräge, laute, knallbunte und rasante Fantasy-Romanze auf, die dem Slackertum den Heldenstatus verleiht, auf Dauer aber mit der pointiert eingesetzten Comicästhetik nervt. Extras: Audiokommentar, Outtakes, weitere Szenen. (UIP)

Regie: Anton Corbijn

Auftragskiller Jack (George Clooney) will aussteigen. Für einen letzten Job zieht er sich in ein italienisches Bergdorf zurück. Der misstrauische, kühle Profi befürchtet einen Mordanschlag, öffnet sich aber dennoch einer jungen Prostituierten. Nach „Control“ hat der Fotograf Corbijn ein optisch elegantes und atmosphärisch kontemplatives Genrewerk inszeniert, das so präzise funktioniert wie die Hauptfigur. Trotz der Stereotypen ein packendes Erlösungsdrama. Extras: Making-of, Audiokommentar, weitere Szenen, Interviews. (SONY)

Ondine ***¿

Regie: Neil Jordan

Der irische Fischer und trockene Alkoholiker Syracuse (Colin Farrell) zieht eine junge schöne Frau (Alicja Bachleda-Curus) aus dem Meer. Ihre Sprache versteht er nicht und seine schwer kranke Tochter hält sie für eine Meerjungfrau. Tatsächlich geschehen einige Wunder – aber auch böse Überraschungen. Jordans märchenhafte, melancholische Liebesgeschichte berührt mit Humor und vor allem mit exzellenten Darstellern. (EUROVIDEO)

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