Tom Petty :: The Live Anthology

Live-Aufnahmen von Petty und den Heartbreakers auf CD, Vinyl, Blu-Ray und zwei DVDs.

Als Tom Petty immerhin Peter Bogdanovich mit der Arbeit zu der Dokumentation „Runnin‘ Down A Dream“ beauftragte, hoffte er insgeheim sicher, dass dieses Band-Porträt mindestens die Klasse von Scorseses „No Direction Home“ erreichen würde. Schließlich hatte dieser Regisseur bei „The Last Picture Show“ eine gewisse Affinität zu amerikanischer Graswurzelmusik bei der Auswahl der Aufnahmen für den Soundtrack bewiesen. Aber die Momente, in denen man nachvollziehen konnte, dass Tom Petty & The Heartbreakers selber längst fest in der Tradition dieser Musik standen, waren in dem Film eher selten. Fans, die sich mehr davon erhofft hatten, tröstete man schließlich mit Zugaben, vor allem mit dem Comeback-Konzert in Gainesville auf der dritten DVD.

Nun dürfte „The Live Anthology“ ein wenig als Korrektur des Bildes konzipiert worden sein, welches das etwas ausufernde Bogdanovich-Dokument vermittelt hatte. Ein noch ehrgeizigeres Projekt als Bruce Springsteens „Live 1975 – 1985“-Set ist das allemal, im Grunde so etwas wie der Versuch, das definitive Vermächtnis der Band vorzulegen. Ob Tom Petty nun tatsächlich so weit ging (wie in den Liner Notes von ihm behauptet), sich Tausende von Stunden an Konzertmitschnitten anzuhören, sei ihm mal geglaubt. Die Behauptung, hier sei nicht eine Aufnahme durch post production und Overdubs geschönt, auch.

Von allen üblichen Live-Sets unterscheidet sich das hier vorgelegte insofern, als es die Band weder in definitiven Phasen ihrer Entwicklung porträtiert, noch den großen Überblick bieten will. Die zwischen 1980 und 2006 mitgeschnittenen Aufnahmen sind nicht nur nicht chronologisch sortiert, sondern bewusst anachronistisch montiert, damit der Zuhörer die Songs in dem von Tom Petty vorgenommenen Sequencing neu entdecken und erleben kann. Wobei wiederum für einige der reizvollsten Überraschungsmomente jene Cover-Versionen von Songs sorgen, die die Heartbreakers im Lauf der Jahrzehnte ganz selten auf der Bühne spielten. Große Klasse erreichen die von Fleetwood Mac („Oh Well“), Yardbirds („I’m A Man“), Van Morrison („Mystic Eyes“) oder Bo Diddley/Willie Dixon („Diddy Wah Diddy“) vielleicht nicht immer. Aber was die Heartbreakers etwa aus letzterem bei dem Auftritt im Fillmore West machten, ist auf seine Weise so originell wie die Deutung von Ry Cooder: Sie rücken den Song sehr schön in die Nähe von Coasters, Leiber & Stoller und klassischem Rock’n’Roll.

Die sündteure Luxus-Edition bietet darüber hinaus von altem analogem (auf Vinyl-LPs konserviertem) wie neuestem digitalem Hochbit-Klang (auf Blu Ray-DVDs) noch einiges mehr an Aufnahmen. Das wahrhaft nostalgische Sammlerstück hier ist allerdings das Vinyl-Replikat des „Official Live Bootleg“, das 1977 zu Promotion-Zwecken an Journalisten ging und das auf der (leeren) B-Seite der LP mit der Warnung kam: „Do Not Play This Side“.

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