Salvador Dalí: der barocke Surrealist
Ein neuer Bildband beleuchtet Kunst und Leben von Salvador Dalí

Manche sagen, würde Salvador Dalí heute leben, wäre er kein Influencer – er wäre der Algorithmus. Seine Bildwelten klickten sich in die Hirnwindungen wie virale Memes, lange bevor es das Internet gab. Der Mann mit dem Dali-Schnurrbart – längst ikonisiert wie ein Logo – war nicht nur ein Meister des Surrealismus, sondern ein Vordenker kultureller Grenzüberschreitungen. Kunst, Wissenschaft, Religion, Mode, Medien: Für Dalí kein Widerspruch, sondern Werkzeugkiste. Er baute daraus Traumarchitekturen, die bis heute unser ästhetisches Denken herausfordern.
Vorläufer der digitalen Augmented Reality
Dalís Werk erscheint durchaus wie ein Vorgriff auf unsere Zeit. Seine schmelzenden Uhren sind kein nostalgischer Effekt mehr. Sondern Sinnbild für unsere flexible Gegenwartserfahrung. Seine stereoskopischen Bilder, seine Experimente mit Mehrdeutigkeit und optischer Täuschung erscheinen wie analoge Vorläufer der digitalen Augmented Reality.
Daran erinnert auch der neue Bildband „Dalí. BABY SUMO“ (Taschen), eine zweibändige Publikation. Sie dokumentiert Dalís künstlerische Entwicklung anhand seiner wohl wichtigsten Werke, Fotografien, Skizzen, Briefe und Zeitdokumente. Der begleitende Chronologieband, verfasst von Montse Aguer und Carme Ruiz der Fundació Gala-Salvador Dalí, zeichnet seinen Lebensweg von der Kindheit in Katalonien über Paris und Hollywood bis zum Spätwerk in Spanien nach.
Fokus liegt auf der paranoisch-kritischen Methode, seine Beschäftigung mit optischen Phänomenen und klassischen Meistern sowie sein Werk als Performancekünstler, Bühnenbildner und Medienstar.




Seine altmeisterliche Maltechnik wurde oft als „barock“ beschrieben. Und war als Kompliment gemeint. Kritiker wie Robert Hughes lobten seine „obsessive Präzision“ und „handwerkliche Perfektion“, etwa in „Die Beständigkeit der Erinnerung“.
Der Doppelband ist auf 10.000 nummerierte Exemplare limitiert, erscheint als Hardcover in einer Schlagkassette und ist mit einem Preis 1.000 Euro nicht das kostengünstigste Buch im Taschen Verlag. Aber: So lange sich noch Studierende jeder Generation Kunstdrucke der zerfließenden Uhren in ihre WG-Zimmer hängen, bleibt das Interesse an Salvador Dalí beständig. Fangt also schon mal an zu sparen, Kids!

TASCHEN
Dalí. BABY SUMO
Hardcover in einer Schlagkassette, 36.7 x 50 cm, 8.39, 438 Seiten
€ 1000