Shirley Collins – No Roses

1971 Pegasus

Die Vorsängerin des Folk-Revivals elektrifiziert, mit tradierten Tunes zwar, doch hinter sich den enorm wandlungsfähigen Klangkörper der Albion Country Band. Mehr als zwei Dutzend Musiker kontributieren, es bollert, pfeift, dröhnt aus Saiten-, Tasten- und Blasinstrumenten. Shirleys Kopfstimme dringt durch das Klangdickicht oder schwebt gespenstisch darüber, unheilvolle altenglische Balladen über Tod und Verderben intonierend. Am Ende des dramaturgisch segmentierten Epos „Murder Of Maria Marten“ rumpelt der Leichenwagen, das Knirschen der Räder verliert sich in der Ferne. Bloodyfantastic, in more ways than one.

Bobby Charles Bobby Charles 1972 Bearsville

Bobby Charles starb im Januar dieses Jahres in seiner Geburtsstadt Abbeville, Louisiana, im Alter von 71 Jahren. Er entstammte einer Familie bettelarmer Cajuns, verbrachte seine Jugend vornehmlich mit Schwarzen und schrieb mit 17 einen Song titeis „See You Later, Alligator“. Leonard Chess rief aus Chicago an, ließ sich vorsingen, buchte ein Studio in New Orleans und presste eilends 45s. Als Charles kurz darauf nach Chicago kam, traute Chess, der einen Schwarzen erwartet hatte, seinen Augen nicht. „Motherfucker!“, fuhr er den verdutzten Jungen an, „You can’t be Bobby Charles.“ Fastforward nach 1972: Das Comeback-Album auf Bearsville, dem Label von Dylan-Manager Albert Grossman, erscheint. Die Kritiker überschlagen sich. Zurecht, denn selten hörte man so hochkarätige Songs in so anstrengungslos swingender Bravour. Ein Publikumserfolg bleibt der LP indes versagt, nach einem Streit mit Charles beendet Grossman alle Promo-Aktivitäten. Tragisch.

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