So war das Amsterdam Dance Event 2012

"Electronic Dance Music boomt" befand jüngst das Fachblatt Musikmarkt. Und plötzlich engagieren sich in diesem vielschichtigen Genre auch die Majorlabels wieder, wie Jetset-Star David Guetta (bei EMI) zeigt. Underground und Mainstream schaukeln sich dabei gegenseitig hoch. Judith Oexmann war für uns beim Amsterdam Dance Event und ließ sich durch das Boom-Segment treiben.

In der vergangenen Woche transformierte eine Meute von 200.000 Besuchern das von Touristen für seine beschaulichen Grachten und romantischen Gässchen beliebte Amsterdam in einen gigantischen Dancefloor. Anlass war das 17. Amsterdam Dance Event (ADE), das wohl bedeutendste Clubfestival für elektronische Musik, welches sich mit rund 1700 Künstlern in 75 Locations und 800 Events an fünf Tagen anschickte, die sonst so entspannte Lebensatmosphäre der Stadt aufzurühren.

Ein Ansatz bei diesem Überangebot kann es sein, die altehrwürdigen Hallen des Paradisos auf ihre Techno-Kompatibilität zu überprüfen. Am Freitag sah sich der Besucher einer stampfenden, schon zu früher Stunde eskalierenden, Masse ausgesetzt. Diese assimilierte sie sich hier mehr und mehr zu einem sehr eigenen homogenen Etwas, das die Dubstep-Klänge eines Benga oder Obey verschlang und den Raum als den seinen einnahm.

Ein paar Straßen weiter gab sich Jet Set-David Guetta im The Sand den Früchten seines Starkults in Großraumdiskoatmosphäre hin und befriedigte mit spektakulärer Lichtshow den Geschmack der Masse.

Unbedingt sollte man auch die von Touristenfüßen eingelaufenen Wege verlassen und ein wenig Abseits der immensen Clubdichte etwa dem TrouwAmsterdam oder dem Canvas op de 7e ein wenig seiner Festivalzeit spenden. Belohnt wird man in dem ehemaligen Verlagsgebäude der Trouw, einer überregionalen Tages- zu Beginn illegalen- Untergrundzeitung, mit von Amsterdamer Künstlern designten Räumen. In der Nacht zum Donnerstag warteten hier zudem gleich zwei Highlights auf: im Verdieping das Showcase des Londoner Dancelabels Hessle Audio, auf welchem bereits James Blake seine ersten Schritte machte. Die Labelbegründer offerierten unter ihren Aliases Pearson Sound, Pangaea und Ben UFO einen forcierenden Crossover-Sound aus Techno und Dubstep und standen damit dem experimentierfreudigen Sound Maya Jane Coles auf dem zweiten Floor in nichts nach.

Das Canvas op de 7e auf der anderen Straßenseite bot dem Besucher zunächst nur eine architektonische Grausamkeit. Dieser wurde, im 7. Stock angekommen, dann jedoch mit einem chicen Panoramablick aus der ehemaligen Zeitungskantine versöhnt. Dort überzeugte der Bonner Newcomer Erdbeerschnitzel mit Sample-lastigen Deep-House-Exkursionen.

Der vom Partywahnsinn Gebeutelte konnte auch abseits des Festivals beim ADE Playground -einem weiteren Baustein des Events-  Zerstreuung finden. Studiosessions, Workshops wie beispielsweise.bei der Pioneer DJ School, Filmvorführungen im Melkweg Cinema oder Fotoaustellungen („Dutch Djs – The human behind the artist“, u.a.) boten ein gefälliges und für Festivalbesucher kostenloses Rahmenprogramm.

Dem Networking wurde bei der ADE-Conference Raum gegeben: in Paneldiskussionen mit Richie Hawtin, Dave Clarke und Paul Oakenfold oder auch etwas abwegigeren Veranstaltungen, wie dem DJ Cook Off mit Nina Kraviz und Tommie Sunshine, trafen sich Vertreter der Medien- und Musikszene.

Das ADE erwies sich als ein zwischen Großraumdisko-, Hipster- und High Class-Veranstaltungen changierendes Festival, dass jedermanns Verlangen erfüllen konnte. Das eines Paul van Dyk- oder David Guetta-Jüngers ebenso wie das des verschrobenen Artys auf der Suche nach neuer Inspiration oder dem Neuesten.

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