19. März 1981: Visage mit „Fade To Grey“ im Musikladen

Als im Frühjahr 1981 der seit rund einer Dekade monatlich ausgestrahlte Beat-Club-Nachfolger „Musikladen“ seine Pforten im Abendprogramm der ARD öffnete, standen die Zeichen der Zeit auf Erneuerung. Inmitten etablierter Studiogäste wie Robert Palmer, Emmylou Harris, Status Quo, Suzie Quatro sowie des obligatorisch vom Fernsehzuschauer gewählten Oldies befand sich auch ein Einspieler: „Fade To Grey“ von einem Projekt mit dem exotisch klingenden Namen Visage – ein von der Plattenindustrie bereits fertig produzierter Video-Clip, wie er seit geraumer Zeit schon mal gelegentlich zum Einsatz in der von Manfred Sexauer moderierten TV-Show kam. Doch die Machart dieses knapp dreiminütigen Filmchens war absolut innovativ: Ein kleines visuelles Kunstwerk zu hypnotischer Pop-Elektronik mit einer in immer neuen Varianten geschminkten, androgynen Kunstfigur namens Steve Strange und den von Bridget Arendt betörend französisch gehauchten Worten im Mittelpunkt.

Dass zu diesem Zeitpunkt in der Londoner Szene ein als „New Romantic“ getarntes Glam-Rock-Revival bereits in vollem Gange war, erfuhren interessierte deutsche Teenager wenig später aus der Jugendpostille Bravo. Dieses Revival hatte Steven John Harrington, wie Stranges bürgerlicher Name lautete, mit extravaganten Events im Blitz Club mit initiiert, beigetragen hatten zudem auch Billy Currie, Christopher Payne, Cedric Sharpley, Rusty Egan, John McGeoch, Dave Formula, Barry Adamson sowie der bald zu Ultravox wechselnde Sänger Midge Ure. Das Medium Video-Clip, dessen künstlerisches Potenzial „Fade To Grey“ mit auszuloten half, machte jedenfalls Weltkarriere. Ein Schicksal, das weder dem 1984 geschlossenen „Musikladen“ noch dem Projekt Visage beschieden war – nach nur drei Alben war Steve Stranges Combo bereits wieder Geschichte.

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