Patrick Wolf

„Crying The Neck“ – Herbstlich

Apport (VÖ: 13.6.)

Feierliches Comeback des Romantikers nach 14 Jahren.

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Patrick Wolf, der Junge mit der Geige aus Südlondon, war in den Nullerjahren Wunderkind, dunkler Romantiker und Pop-Orlando, veröffentlichte fünf Alben, von denen das erste und das letzte den mythischen Wolf im Titel trugen, ließ eine Werkschau mit Neuinterpretationen einiger Lieder aus seinem zehnjährigen Schafen folgen und verstummte. Bei einem in Zyklen und Konzepten denkenden Künstler wie ihm dachte man, der Rückzug folge einem Plan. Aber es war das Leben, das ihn aus der Bahn warf.

Es war ein langer Weg aus der vergangenen Zeit hierher

„Crying The Neck“ ist nun sein erstes Album mit neuen Songs seit dem rauschhaften „Lupercalia“ (2011). Gleich ist alles wieder da, was man an ihm einst liebte: die Romantik, die jungenhafte Stimme, der unverwechselbare Ton seiner Geige, die Dramatik, der Überschwang, die wie ein Sturm das Meer der Musik aufwühlenden Beats. „Reculver“ heißt der Song – nach einem Dorf an der äußersten Spitze seiner Wahlheimat East Kent, deren Folktradition in den neuen Liedern zu spüren ist. Auch der Albumtitel bezieht sich auf einen Erntedankbrauch. Denn „Crying The Neck“ ist ein herbstliches Album (weitere Jahreszeitenalben folgen). „Limbo“, auf dem Zola Jesus mitsingt, weicht allerdings mit fröhlichem Radiopop von der herbstlichen Stimmung ab. Solche euphorischen Ausbrüche gibt es öfter – sogar im Lied an die verstorbene Mutter.

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Die größten Schätze auf diesem reichen Album sind jedoch die Momente der Einkehr, eine treibende Ode an den Bewahrer Jupiter, ein Duett mit Serafina Steer, eine Wanderung durch die kentische Landschaft und der feierliche Schlusspunkt „Foreland“: „The heavens opened/ ’Cross the kellet gut“, singt Wolf, „and I remembered/ A list I wrote: ‚Reasons to stay alive‘/ And cried for the distance/ Between that page/ And where I am now.“ Es war ein langer Weg aus der vergangenen Zeit hierher.

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Diese Review erschien zuerst im Rolling Stone Magazin 7/2025.