Massive Attack: Gaza-Allianz gegen „Einschüchterungen aus der eigenen Branche“
Kneecap, Brian Eno, Garbage und Fontaines D.C. unterstützen die Initiative. Massive Attack monieren „Einschüchterungen aus der eigenen Branche“
Massive Attack haben eine Allianz für Musiker ins Leben gerufen, die wegen ihrer Unterstützung für Palästina und Gaza „Einschüchterungen aus der eigenen Branche“ erleben. Die Band veröffentlichte auf Instagram ein Statement. Darin erklärten Massive Attack, sie wollen andere Künstler vor der „organisierten Zensur“ schützen, die viele nach öffentlichen Stellungnahmen erlebt haben.
Unterstützung für gefährdete Künstler
„Die Szenen in Gaza sind jenseits jeder Beschreibung“, schrieb die Band. „Wir schreiben als Künstler, die sich entschieden haben, ihre öffentlichen Plattformen zu nutzen, um sich gegen den dort stattfindenden Völkermord und die Rolle der britischen Regierung bei dessen Ermöglichung auszusprechen. Wegen unserer Gewissensäußerungen wurden wir innerhalb unserer Branche (Live & Aufnahme) und juristisch über organisierte Gruppen wie UK Lawyers For Israel verschiedenen Einschüchterungen ausgesetzt. Deren Aktivitäten wurden nun endlich in einem neuen Dokumentarfilm aufgedeckt, der gestern Abend vom „Led By Donkeys“-Kollektiv gezeigt wurde.“
„Nachdem wir diesen Kampagnen versuchter Zensur standgehalten haben, werden wir nicht tatenlos zusehen, wie andere Künstler – insbesondere jene in frühen Phasen ihrer Karriere oder in beruflich verletzlicheren Positionen – in Schweigen oder Karriere-Aus gezwungen werden. In diesem Sinne ermutigen wir Künstler, die sich in dieser Lage befinden oder ihre Plattform nun nutzen möchten, um über Palästina zu sprechen, sich aber vor industriellen oder juristischen Konsequenzen fürchten, uns zu kontaktieren.“
Die Erklärung endete mit einer Liste von Forderungen. Darunter „sofortiger, uneingeschränkter Zugang zu Gaza für anerkannte internationale Hilfsorganisationen ohne militärische Bedrohung“. Sowie „das Ende der abscheulichen Angriffe auf medizinisches Personal und Hilfskräfte“.
In einem Statement gegenüber dem „Guardian“ erklärte Massive Attack, man wolle Künstlern helfen, ihre Stimmen zu nutzen. „Diese kollektive Aktion soll jenen Künstlern Solidarität bieten, die Tag für Tag einen Genozid auf ihren Bildschirmen miterleben. Die sich aber aufgrund der Zensur innerhalb ihrer Branche oder durch hoch organisierte externe juristische Gruppen, die sie und ihre Managements mit aggressiven Klagen einschüchtern, nicht trauen, öffentlich darüber zu sprechen“, sagte die Band. „Die Absicht ist klar und offensichtlich. Sie sollen zum Schweigen gebracht werden.“
Prominente Unterstützung und aktuelle Fälle
Mehrere andere Künstler unterstützen die Initiative bereits. Kneecap, Fontaines D.C., Brian Eno und Garbage teilten das Statement in sozialen Medien. „Beendet die Drohungen und die Zensur gegen Künstler, die sich gegen den Genozid in Palästina aussprechen“, schrieb Kneecap. „Erhebt eure Stimme. Steht auf. Wir sind die Mehrheit.“
Zahlreiche Künstler wurden in den vergangenen Monaten für politische Äußerungen auf der Bühne bestraft. Anfang des Jahres wurde Mo Chara von Kneecap – mit bürgerlichem Namen Liam Óg Ó hAnnaidh – wegen angeblicher Zurschaustellung einer Hisbollah-Flagge während eines Konzerts in London im vergangenen Jahr wegen eines Terrordelikts angeklagt. Die Band wurde später wegen Sicherheitsbedenken der Polizei vom schottischen Festival TRNSMT ausgeladen. Und ihr Auftritt in Glastonbury wurde nicht im BBC-Livestream übertragen.
Bob Vylan sorgten für Aufsehen, als sie bei ihrem Auftritt in Glastonbury „Tod, Tod der IDF“ skandierten. Daraufhin wurden sie von ihrer Booking-Agentur fallen gelassen und aus mehreren Konzertprogrammen gestrichen. Frontmann Bobby Vylan äußerte sich Anfang des Monats bei einem Konzert in London zu dem Vorfall. „Wir wollen einfach nur die Befreiung des palästinensischen Volkes sehen“, sagte er. „Mehr nicht. Ich finde nicht, dass das eine verrückte Forderung ist. Ich finde nicht, dass das eine gewalttätige Forderung ist. Oder? Die Befreiung des palästinensischen Volkes von einem tyrannischen verdammten Unterdrücker. Das ist alles, was wir wollen. Und jedes einzelne Mal. Sie werden uns nicht verdammt noch mal zum Schweigen bringen.“