Trump stellt ICE-Agenten ein, um landesweit Migranten zu verhaften

Stellenanzeigen in 25 Städten zeigen, wo ICE Abschiebungen und Inhaftierungen hochfährt. Trump reibt sich die Hände

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Donald Trump will 10.000 Beamte einstellen, um die großangelegte Inhaftierung und Abschiebung von Migranten seiner Regierung mit Dutzenden Milliarden Dollar aus seinem „Big Beautiful Bill“ durchzuführen, angeleitet durch Agenten des ICE.

ICE startet massive Rekrutierungswelle

Stellenanzeigen zeigen, dass in 25 Städten von Küste zu Küste Abschiebungsbeamte der Einwanderungs- und Zollbehörde gesucht werden. Die Migranten verhaften. Inhaftieren. Und abschieben. Die Ausschreibungen geben Aufschluss darüber, wo ICE möglicherweise seine Aktivitäten ausweitet.

ICE führt bereits umfassende Verhaftungen durch. Darunter an Arbeitsplätzen und in Gerichtsgebäuden. Die Beamten tragen Masken und keine Identifikationsmerkmale, wenn sie Migranten festnehmen. Wobei sie manchmal Autoscheiben einschlagen, um schneller zugreifen zu können.

„Bist du bereit, die Heimat zu verteidigen?“

„Beginne eine dynamische und lohnende Karriere als Abschiebungsbeamter bei der Enforcement Removal Operations (ERO) der ICE! Schließe dich einem engagierten Team an, das die Grenzen der USA schützt und die Einwanderungsgesetze durchsetzt. Eine Schlüsselrolle bei der Verteidigung unserer Nation“, heißt es in der Stellenanzeige.

In einer Zeit, in der der US-Arbeitsmarkt abkühlt und die Preise hoch bleiben, bietet ICE Unterschriftsprämien von 50.000 Dollar und 60.000 Dollar Rückzahlung von Studentenkrediten bei einem Gehalt von etwa 50.000 bis 90.000 Dollar.

Laut Associated Press hat das Heimatschutzministerium (DHS) bereits 1.000 vorläufige Jobangebote gemacht. Ein Sprecher des DHS sagte, viele der angebotenen Stellen gingen an ehemalige ICE-Beamte, „die unter Präsident Biden in den Ruhestand gingen. Weil sie frustriert waren, dass sie ihre Arbeit nicht ausführen durften.“ Diese pensionierten Beamten erhalten Angebote über 88.000 bis 144.000 Dollar sowie eine Prämie von 50.000 Dollar.

„RETURN TO MISSION“: Uncle Sam als Propagandamotiv

Ein Bild von Uncle Sam, dem ultimativen Rekrutierungspropagandabild, erscheint auf der DHS-Website mit den Worten „RETURN TO MISSION“.

„Dein Land ruft dich, um bei ICE zu dienen. Nach dem Scheitern der Einwanderungspolitik der Biden-Regierung braucht dein Land engagierte Männer und Frauen von ICE, um die schlimmsten Verbrecher aus unserem Land zu entfernen“, sagte Heimatschutzministerin Kristi Noem Anfang dieser Woche. „Dies ist ein entscheidender Moment in der Geschichte unserer Nation. Deine Fähigkeiten, deine Erfahrung und dein Mut waren nie wichtiger. Gemeinsam müssen wir die Heimat verteidigen.“

ICE rekrutiert in großen Städten landesweit

ICE stellt in Los Angeles ein, wo Trump die Nationalgarde und Marines zur Führung eines militarisierten Vorgehens gegen Proteste gegen seine Einwanderungsrazzien entsandt hat.

Zu den wichtigsten Städten, in denen ICE rekrutiert, gehören Atlanta, Boston, Chicago, Denver, New York City, Philadelphia, San Francisco, Seattle und Washington, D.C. Die Behörde sucht auch Personal in mehreren großen Städten mit hoher Latino-Bevölkerung. Darunter Dallas, Houston, Miami Beach, Phoenix, San Antonio und San Diego. ICE stellt außerdem in Baltimore, New Orleans, Newark, Saint Paul und Salt Lake City ein.

Grenzregionen im Fokus der ICE-Erweiterung

Auch in El Paso, einer Stadt an der texanisch-mexikanischen Grenze, in der die Zahl der Inhaftierungen Berichten zufolge zunimmt, werden Stellen besetzt. Weitere Rekrutierungen finden in Detroit und Buffalo statt, die an der US-kanadischen Grenze liegen.

ICE sucht auch in Harlingen, einer texanischen Grenzstadt, neues Personal. Von dort starteten Abschiebeflüge, die Migranten in ein Foltergefängnis in El Salvador und in das kriegszerrüttete Südsudan brachten. Beides trotz gerichtlicher Anordnungen des Obersten Gerichtshofs.

Auch Ermittler und Anwälte werden massiv gesucht

Das DHS sucht neue Kriminalbeamte (Special Agents) mit Gehältern von 63.000 bis 102.000 Dollar und einer Prämie von 50.000 Dollar. Rückkehrende Ermittler erhalten Angebote über 105.000 bis 171.000 Dollar jährlich plus Bonus. Auch Anwälte werden landesweit an 90 Standorten gesucht.

Trumps Gesetzespaket finanziert Abschiebungs-Offensive

Die Jobs werden mit Dutzenden Milliarden Dollar aus Trumps „Big Beautiful Bill“ finanziert. Dem ersten großen Gesetzespaket seiner zweiten Amtszeit. Das Gesetz senkt auch die Steuern für Reiche und wird Millionen von Amerikanern aus Medicaid drängen, dem staatlichen Krankenversicherungsprogramm für Geringverdiener und Behinderte.

„Die Finanzierung aus Präsident Trumps One Big Beautiful Bill wird eine Schlüsselrolle dabei spielen, sein Versprechen gegenüber dem amerikanischen Volk einzulösen, kriminelle illegale Einwanderer abzuschieben“, sagte Weißhaussprecherin Abigail Jackson laut Politico.

Massenhafte Einstellungen und mögliche Folgen

„10.000 neue Mitarbeiter zu bekommen bedeutet im Grunde, jeden einzustellen, der zur Tür hereinkommt, weil man seine Quote erfüllen will“, sagte Josiah Heyman, Anthropologieprofessor und Direktor des Zentrums für Interamerikanische und Grenzstudien an der University of Texas in El Paso, gegenüber der Los Angeles Times. „Schnelle Masseneinstellungen führen zu Fehlern und zur Missachtung von Standards.“

Militäreinsatz im Inland alarmiert Experten

Die Trump-Regierung prüft laut einem Bericht des New Republic vom Samstag auch eine verstärkte Nutzung des Militärs für inländische Einwanderungskontrollen. Ein Memo von Philip Hegseth, dem jüngeren Bruder von Verteidigungsminister Pete Hegseth, fordert die militärische Führung auf, „erstmals das Gefühl der Dringlichkeit der Heimatverteidigung zu spüren“ und mit ICE- und Grenzschutzagenten zusammenzuarbeiten.

„Das Memo ist alarmierend, weil es die Absicht zeigt, das Militär innerhalb der Vereinigten Staaten auf einem Niveau einzusetzen, das seit der Internierung japanischstämmiger Amerikaner nicht mehr gesehen wurde“, sagte Carrie Lee, Senior Fellow beim German Marshall Fund, gegenüber The New Republic. „Das Militär ist das mächtigste, zwingendste Werkzeug, das unser Land besitzt. Wir wollen nicht, dass das Militär Polizeiaufgaben übernimmt. Das untergräbt absolut die Rechtsstaatlichkeit.“

Naomi Lachance schreibt für den ROLLING STONE USA. Hier geht es zum US-Profil