Up The Junction – Squeeze

Wenn Rockmusiker über die Working Class singen, mündet das bisweilen in blanken Populismus: Hey, ich bin einer von euch! Mal abgesehen natürlich vom Kontostand, dem Landhaus, dem dicken Wagen und all den prominenten Freunden. Weitere Kapitalverbrechen sind unreflektierte Sozialromantik, Koketterie mit „dem einfachen Leben“ und alle anderen ekligen Anbiederungen an den sogenannten Mann auf der Straße. Die New-Wave-Helden Squeeze umschifften bei „Up The Junction“ all diese Klippen mit Grandezza, was vielleicht daran lag, dass sie wussten, wovon sie singen. Das Sujet: Boy meets girl, man haust in einem vermieften Keller, girl wird schwanger, boy geht arbeiten und wird Vater, kriegt aber die Kurve nicht und verpulvert die Kohle in der Kneipe und im Wettbüro. Girl sucht sich samt Tochter einen anderen Ernährer und der boy, hinund hergerissen zwischen Schuldgefühlen, Stolz und Selbstmitleid, sitzt alleine in der Küche: ziemlich am Arsch. Eine gescheiterte Beziehung also, was an sich nicht weiter spektakulär ist. Wären da nicht diese kraftvollen und dennoch unprätentiösen Worte des Ich-Erzählers Chris Difford, dieser wundervolle Flow seiner Verse. Wenn Rockmusiker über die Working Class singen, kann das nämlich auch verdammt großartig sein. Cool For Cats (1979)

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