About A Girl

Die stark vom Grunge inspirierte Scout Niblett hat die Balance zwischen den Extremen gefunden

Es gibt im Internet den Mitschnitt eines recht aktuellen Auftritts von Scout Niblett im Londoner „Shepherd’s Bush Empire“, der ist sehenswert. Niblett singt das neue, auf einem Gedicht des schottischen Künstlers David Shrigley basierende „Dinosaur Egg“, sich spärlich auf ihrer Fender Mustang begleitend, und selbst in den ganz leisen Momenten hört man ihre Sozialisation überdeutlich: Der Grunge der frühen Neunziger, die Pixies, vor allem aber Kurt Cobain und dessen Lust an der kleinen Melodie prägen das Werk der reflexartig mit PJ Harvey und Cat Power verglichenen Exil-Amerikanerin aus Nottingham, die die Vorlagen in ihren eigenen Laut-leise-Minimalismus überführt.

Niblett sieht das übrigens auch so und ist für ihr viertes Albums flugs wieder mit Steve Albini, der ja unter anderem auch Nirvanas Rückkehr aus dem Mainstream, „In Utero“, einen widerständigeren Sound verlieh, ins Studio gegangen. „Wenn Steve dich aufnimmt, ist das wie eine Show“, erklärt Niblett, „du musst bereit sein für eine Performance, sonst hast du hinterher nichts auf Band.“

Nibletts Sätze wirken erst auf dem Papier so eindeutig – aus ihrem Mund kommt alles scheu und ein bisschen geniert, die ganze Situation scheint ihr nicht geheuer. Aber das Versteckspiel und der skeptische Umgang mit den Dingen sind natürlich der Reiz von Scout Niblett, die auf der Bühne oft Perücken trägt und laut plärrende Grunge-Riffs genauso im Programm hat wie enigmatische Miniballaden.

Das neue, überaus gelungene Werk, „This Fool Can Die Now“ fällt allerdings zunächst dadurch auf, dass Will Oldham bei einer Handvoll Lieder mitsingt. An den entsprechenden Stellen mischen sich Country, Folk und sogar eine Spur Gospel in die spartanischen Arrangements, und die folkloristische Wärme weitet Nibletts stilistischen Horizont merklich. „Ich habe Will beim Schreiben nicht bewusst im Kopf gehabt, aber ich wusste schon, dass er kommt, und das hat sicher einen Einfluss gehabt“, sagt Niblett, „im Studio war dann alles erstaunlich leicht – er kann tolle Harmonien singen.“

Viel mehr will Niblett nicht sagen zu ihrem Album, das sein Geheimnis bewahren soll. Nur soviel: „Diese Platte ist ein Blick in meine Welt. Ich würde sagen, dass die Balance größer ist als vorher – ich habe meine Extreme konsequenter ausgelebt.“ Außerdem verrät sie, dass es auf der Platte um eine unglückliche Liebe geht. „Da ist ein trauriger Unterton in den Liedern. Ich wollte diese Person so sehr… Ich habe einfach nicht aufgehört zu wollen. In den Texten ist so eine Art Wunschdenken, so eine Weigerung, die Wahrheit zu akzeptieren.“

So seltsam ist diese plötzliche Offenheit, dass man nicht weiß, was man dazu sagen soll, und auch Niblett zuckt am Ende mit den Schultern. „Ich muss lernen, Dinge zu tun, die gut für mich sind. Das fällt mir schwer.“

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