Alex Chilton: Ein Nachruf

"I never travel far without a little Big Star", sangen schon die Replacements über Alex Chilton. Am Mittwoch starb der Sänger der legendären Power-Pop-Pioniere Big Star, in einem Krankenhaus in New Orleans. Ein Nachruf von Maik Brüggemeyer.

Am Mittwoch starb der Sänger der legendären Power-Pop-Pioniere Big Star, Alex Chilton, in einem Krankenhaus in New Orleans. Vermutlich an einem Herzinfarkt. „Lonely days are gone/ I’m going home; my baby just wrote me a letter“, sang er 1967 als gerade mal 17-jähriger Sänger der Box Tops und landete mit diesem Wayne-Carson-Song auf Platz 1 der US-Charts.

Die Sehnsucht, die in diesen Zeilen steckt, begleitete ihn durch seine weitere Karriere, die Hoffnung allerdings nicht. Schonungslos wie sonst vielleicht nur John Lennon Mitte der Sechziger schrieb er (zunächst mit seinem Songwriting-Partner Chris Bell) in den Siebzigern auf drei Alben seiner Band Big Star über Verzweiflung, teenage angst, die große Liebe und andere Sorgen. Während Melodien und Gitarren gen Himmel strebten, war der Sänger am Boden zerstört. Power Pop nannte man dieses Genre später. Big Star waren die wichtigsten Vertreter, doch kommerziell – auch das gehörte zum Power Pop – hatten sie keinerlei Erfolg. Ihr drittes, bestes Album „Third/Sister Lovers“ von 1974, stieß auf wenig Liebe der Plattenfirma und verschwand fürs erste im Archiv. Die Band zerbrach, und erst der Nachruhm führte 1978 zur Veröffentlichung dieses Meisterwerks.

„Power pop is a prayer offered by atheists to a God who exists but doesn’t listen“, schrieb Michael Chabon in einem Essay über die kürzlich erschienene Big-Star-Retrospektive „Keep An Eye On The Sky“. In den 80er- und 90er-Jahren machte Chilton solo weiter, wurde von den richtigen Musikern verehrt und den Plattenkäufern verschmäht.

In den letzten Jahren trat er wieder mit den Box Tops auf und veröffentlichte 2005 mit den Fans Jon Auer und Ken Stringfellow von den Posies ein Album als Big Star. Doch die Karriere des Frühvollendeten kam damit nicht in Schwung. Sein Tod wird Fans das Herz brechen, wie es zuvor seine Songs wie „Thriteen“, „September Gurls“ oder „Holocaust“ taten. Die bewegendste Würdigung auf Chilton erschien schon 1987 auf dem Replacements-Album „Pleased To Meet Me“: „Children by the million sing for Alex Chilton when he comes ‚round/ They sing „I’m in love. What’s that song?/ I’m in love with that song.“

Big Star – „Thank You Friends“

Maik Brüggemeyer

Den Nachruf der amerikanischen Kollegen findet man hier.

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