„Alle waren verrückt!“

Als Dylan 1975 die große Hippie-Zirkus-Tour startete, war Gitarrist und Geiger David Mansfield dabei – staunend.

Der Schamane

David Mansfield, Sie waren erst 18, als Sie mit dem 15 Jahre älteren Dylan unterwegs waren. Konnten Sie Freunde werden?

Ich habe während der Rolling Thunder Revue wenig Zeit mit Dylan verbracht. Wir waren eine große Gruppe, er hatte alle Hände voll zu tun. Ich fand ihn nicht besonders verrückt – weil alle irgendwie verrückt waren, T Bone Burnett, Bobby Neuwirth, Jack Elliott.

Im Lauf der Tour kamen immer wieder andere Künstler dazu, Allen Ginsberg, Joni Mitchell – klingt ungeheuer romantisch.

Das war es ja auch! Ginsberg zum Beispiel war ein wichtiger Teil der Tour, obwohl er kaum auf der Bühne war – die Grenze zwischen der Show on stage und der Show off stage war sehr fließend. Ich erinnere mich an eine Generalprobe in einem alten Ausflugshotel in Massachusetts. Wir traten vor Karten spielenden Senioren auf, Ginsberg las Gedichte vor. Eine bizarre Szene, die Leute waren völlig verwirrt.

Wie war Dylan als Bandleader?

Man musste auf der Bühne ständig auf seine Körpersprache achten, sonst hatte man ein Problem. Manchmal änderte er Arrangements, hielt Noten länger als sonst. Diese Spiele trieb er auch mit Joan Baez: Er phrasierte aberwitzig, änderte die Harmonien so, dass ihr Gesang nicht mehr passte. Einmal trat sie ihm deshalb auf der Bühne so richtig Charlie-Chaplin-mäßig in den Hintern! Nur die Band konnte es sehen. Sie tat es quasi für jeden von uns. JS

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