Alles in Balance

BWOHL SICH GREgory Porter in erster Linie als Jazzsänger sieht, sind für ihn alle Stile miteinander verwandt: Jazz, Soul, Blues. Alles entspringe doch dem Gospel. Und den hat der Kalifornier schon mit der Muttermilch aufgesogen, Mama Porter war nämlich Pfarrerin und brachte dem jungen Gregory schon früh das Kirchenliedgut näher.

Porters Familie zog aufgrund der mütterlichen Profession oft um.

Von Sacramento ging’s nach Los Angeles, von dort nach Bakersfield. In dieser Zeit machte Porter erste Gospel-Erfahrungen. Heute insistiert er, man solle sich das nicht so wie in diesen The-Power-Of-Belief-Bibel-TV-Shows vorstellen, in denen salbungsvoll die Roben geschwungen und in die Hände geklatscht wird. „Ich singe ja auch nicht darüber, das Wort des Herrn zu leben“, sagt Porter, „aber der Spirit dieser Musik ist in jedem meiner Lieder.“

Bereits während seiner Highschool-Jahre trieb er sich in Jazz-Clubs rum, wo ihn ein Talentscout hörte, der ihn für das Musical „It Ain’t Nothin‘ But The Blues“ castete. Elf Monate am Broadway folgten.

„Das half mir, Selbstvertrauen vor einem großen Publikum zu haben und meine Stimme richtig einzusetzen“, erinnert sich Porter. 2010 erschien schließlich sein Debütalbum, voll mit edlem Salon-Jazz.

„In der Musik fehlen einfach die richtigen Botschaften. Marvin Gaye ging es noch um Liebe, heute heißt es oft nur:’I wanna party all night long!‘ Dagegen habe ich ja nichts, aber es muss eine Balance geben.“ Auf seinem neuen Album „Liquid Spirit“ singt er nun gegen den Hedonismus an. Aber immerhin ist Porter so viel Realist, um zu wissen, dass er mit aufpoliertem Jazz und Soul kein (musikalisches) Umdenken herbeiführen wird. „Ich bin kein Popsänger. Die meisten Teenager hören mir nicht zu.“

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