Als Amerikaner getarnt, gehen Belgiens Soulwax auf internationalen Beutezug

Ganz schöne Schlingel, diese Burschen. Präsentieren einen zweiseitigen Schrieb mit größtenteils entbehrlichen Informationen über eine neue Band namens Soulwax, die gerade ihr erstes Album „Leave The Story Untold“ veröffentlicht hat – aber eins, das schreiben sie nicht: Wo die Jungs, namentlich Stephen, David, Stef und Piet, eigentlich herkommen.

Könnte ein Versehen sein, denkt man zunächst, wahrscheinlich wieder eine dieser hoffnungsvollen Alternative/ Modern Rock/ Was auch Immer-Combos aus der Bay Area oder so, die – nach einem Karriere-Knick – in zwei Jahren doch wieder lieber aufs College gehen.

Aber im CD-Booklet finden sich auch keine Indizien für eine amerikanische Provenienz – nur, daß sie ihr Album in Los Angeles unter Leitung von Chriss Goss (Sänger und Gitarrist der Masters Of Reality) aufgenommen haben. Langsam wird das Spielchen verdächtig. Vielleicht sind es ja doch keine Amis?

Aufklärung tut not: Gent. In Belgien. Da kommen sie her. Habe man sich ja gleich denken können. David grinst. Wieder einer drauf reingefallen. „Die Leute fragen uns alle: ‚Woher aus Amerika kommt ihr? Von der Ost- oder der Westküste?‘ Dabei kommen wir in Wirklichkeit von der Nordseeküste.“ Vor fünf Jahren, als alle vier noch zur Schule gingen, fingen sie an mit der Musik.

Ein Jahr später spielten sie erste Konzerte, weitere zwölf Monate danach wurden sie als „heißeste Newcomer-Band Belgiens“ gehandelt Nun also das erste Album. Es klingt wirklich erstaunlich amerikanisch, aber auch eigentümlich eigensinnig. Gerade wenn man denkt, eine funkigere Version von Soundgarden zu hören, kommen sie mit einem Mini-Moog-Keyboard oder mit einer Country-Lapsteel-Gitarre und dann auch noch mit einer Baßlinie, die sie bei Abbas „Dancing Queen“ geklaut haben – und das alles in einem Song!

„Caramel“ heißt der, ist die erste Single und so was wie die Visitenkarte von Soulwax. „Ein richtiger Wiw-Song“, meint Stephen, der ältere Bruder von David. „Etwas Vergleichbares habe ich noch bei keiner Band gehört.“ In der Tat hören sie auch so ziemlich alles, was ihnen unter die Ohren kommt; ihre Musik beschreiben sie als „altes Erbe, kombiniert mit neuen Eindrücken“. Wer sich, sagen wir maL eine Mischung aus Led Zeppelin, Radiohead und The Prodigy vorstellen kann, hat einen ungefähren Eindruck, wie Soulwax klingen. Und: Sie können sogar noch mehr. „Bei ‚Kill Your Darlings‘ etwa war es die beste Lösung, den Song richtig gemein klingen zu lassen, grungig, wenn Du so willst. Wir haben aber auch eine ganz andere Version davon aufgenommen – eine Art Lounge-Version, Easy Listening also. Haben wir nämlich auch drauf. Es gibt Songs, die bringen wir je nach Laune mal als Bossanova oder richtig gut elektrisch. Gegenüber anderen Bands haben wir den Vorteil, daß wir wirklich spielen können.“ Alle Zeichen stehen also auf Karriere. Stephen: „Wären wir tatsächlich eine US-Band, hätten wir es nie in so kurzer Zeit so weit gebracht. Aber in Belgien sind sie inzwischen richtig stolz auf ihre neue kleine Szene und auf uns. Vor fünf Jahren hat man jede Band aus Belgien noch ausgelacht.“ Heute lachen Soulwax.

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