Auf der Bühne mit den Wallflowers schafft es Jakob Dylan endlich, aus dem großen Schatten zu treten

München, Elser-Halle. Der Mann, man mag es kaum glauben, hat Humor. Und den braucht er auch. In Deutschland kommt Jakob Dylan mit seinen Wallflowers einfach nicht weiter. In München wurde das Konzert – immerhin das erste seit sechs Jahren – kurzfristig in eine kleinere Halle verlegt, die dann auch nicht ganz voll war. Dabei kam zumindest ich an keiner Einlasskontrolle vorbei und konnte einfach reinstiefeln, ohne ein Ticket zeigen zu müssen. Seltsam. Die Show war dann etwas professioneller angelegt. Als Auftakt die Single „When You’re On Top“ – Ironie, natürlich. Nach und nach fällt einem auf, wie viele exzellente Melodien Jakob bereits geschrieben hat. „Three Marlenas“, „Sleepwalker“, „Three Ways“ – sie klingen alle mindestens so dynamisch wie auf den Alben und doch gleichzeitig zerbrechlicher. Bei „Too Late To Quit“ kommt all die Widersprüchlichkeit Dylans zum Vorschein: „Get your ass up/ There isn’t really such a thing as bad luck“, singt er – und dann, mit einem Grinsen: „But once I shot an arrow in the sky and it stuck.“ Man will lachen über seinen lässigen Sarkasmus, aber dann schaut man noch mal genauer hin – wie seinen Kopf immer ein wenig zu hoch hält, aus Arroganz oder Stolz oder Unsicherheit. Das wird er einem nicht verraten, aber eins ist neu: Er lächelt die ganze Zeit, auch beim Singen. Wenn Jakob Dylan auf der Bühne steht, scheint er den übergroßen Schatten, der ihn sonst so quält, gar nicht zu spüren. Und das wirkt anscheinend so befreiend, dass er sich hinreißen lässt zu entwaffnender Ehrlichkeit: „Ich wusste nicht mehr, dass wir schon mal hier waren, aber es ist schön, wieder da zu sein.“ Stimmt.

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