Böhse Onkelz: Song bei Aufstiegsfeier in die Zweite Liga sorgt für Diskussionen

Sind sie überhaupt noch böse? An der Kaiserlinde in Elversberg brandet jetzt ein ewiger Disput wieder neu auf

Der SV 07 Elversberg ist der Sensations-Aufsteiger von der Dritten in die Zweite Bundesliga. Der kleine Ort im Saarland (knapp 13.000 Einwohner) führt rot und gelb im Gemeindewappen; der schwarz-weiße Fußballclub mit Mini-Stadion an der Kaiserlinde wird „wohlwollend alimentiert von der Pharmafirma Ursapharm und der Familie Holzer“, so der Online-Dienst der ARD-Sportschau.

Am vorletzten Spieltag (20./21.05.) gelang gegen Wehen Wiesbaden das Kunststück, als Regionalliga-Aufsteiger direkt in die nächsthöhere Spielklasse aufsteigen, um im kommenden Tableau etwa die Hertha aus Berlin (rund 3,7 Millionen Einwohner) zu empfangen.

Per Twitter-Account des Clubs wird aktuell ein Sonder-Leibchen in „limitierter Stückzahl für 29 Euro (mit Rücken-Beflockung: 39 Euro)“ feilgeboten.

Alles Jubel-Trubel-Heiterkeit im Südwesten der Republik also!?

Nicht ganz!

Denn auf anderen Twitter-Accounts wird nämlich eine Randnotiz der Euphorie gerade wild diskutiert.

„Uff. Der SV Elversberg feiert seinen Aufstieg mit einem Lied der rechtsextremen #Onkelz“, schreibt User Tino P. „Erst kürzlich hörte man ein Lied dieser Band auf einer rechtsextremen Demo in #Weimar zum Tag der Befreiung, als Faschist Höcke zu Gast war..“

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Der Text des Songs „Auf gute Freunde“ ist eher unverfänglich, es wird unverblümt den Folgen des Suffs gehuldigt. Ansonsten krachen die Instrumente, eine Stimme röhrt wie Hirsch: „Verschüttete Träume; Bilder aus alten Tagen – Vom Wahnsinn, den ich lebte – Und was sie mir heute sagen, Ich schlief zu wenig – Und ich trank zuviel, Die Schmerzen im Kopf – War’n ein vertrautes Gefühl …“

Das alles ist ästhetisch nicht allzu weit vom Soundmaterial von völlig unverdächtigen Stadionpunk-Kräften aus dem linken Lager entfernt. Die Onkelz haben sich in den vergangenen Jahrzehnten zwar immer wieder öffentlich von ihrer rechtsextremen Vergangenheit distanziert, viele empfinden das jedoch als unglaubwürdig. Erst 2010 sei im Auto des Sängers Kevin Russell – nachdem er bei einem Unfall im Rausch zwei Menschen lebensgefährlich verletzte – eine Mütze mit Nazi-Symbol sichergestellt worden.

Es stellt sich die Frage, ob die der Sportgemeinschaft Eintracht Frankfurt nahestehenden Onkelz ihren gewissen Ruf loswerden. Das Onkelz-Lager jedenfalls zeigt bislang keinerlei Veranlassung, auf die neuerliche (Fußball-und-Pop-)Debatte zu reagieren.

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