Bright Eyes – München, Elserhalle

Conor ist nicht so schwierig - ein Konzert seiner Bright Eyes verläuft heute fast ohne Pannen

„Ich bin so enttäuscht! Ich hatte mich darauf gefreut, Conor da oben zu sehen, wie ihn 100 Leute anschauen und er vor Furcht zittert. Stattdessen war er völlig entspannt und las die Lieder von der Setliste ab, obwohl 1000 Leute da waren.“ Parker aus Athens, Georgia schrieb das schon im September 2003, offensichtlich ohne Ironie, auf seiner Bright Eyes-Fanpage. Kurz bevor er sie aufgab. Wer die Band in den letzten anderthalb Jahren gesehen hat, kennt die vielen kleinen Katastrophen, vergessene Texte, betrunkene Stolpereien, eingebildete Krankheiten – wenn das in Augen der Ur-Fans schon eine ultra-slicke Profi-Performance ist, dann will man sich nicht ausmalen, was der Sänger Conor Oberst früher so aufgeführt hat.

Vor allem: was für unglaubliche Selbstbewußtseins-Fortschritte er gemacht haben muß. Er trägt auf der Bühne noch immer das Rose-Glas zwischen Gitarre und Keyboard hin und her wie ein Babyfläschchen, trinkt später sogar Bier auf Wein, und die Ansagen lallt er wie ein richtiger Saufski. Im ausverkauften München-Konzert bricht er jedoch nur einmal ein Lied ab, das neue, Polkainspirierte „I Must Belong Somewhere“. Weil er sich von einem verrückten Mädchen in der ersten Reihe gestört fühlt. Heutzutage fangt er danach allerdings wieder von vorne an, und so dürfen die Leute das schöne Lied im Endeffekt anderthalbmal hören.

Das Süß-Getue und die Mädchen-Dreiergruppen, die es mit furchtlosen Augen Richtung Bühne zieht, sind dabei völlig okay. Süß findet ihn wohl jeder, und anders als beim tänzelnden Adam Green droht dieser Bright Eyes-Abend keine Minute ins pure Meet-and-Greet abzudriften. Dazu ist die Musik schlicht zu gut, noch präsenter und krisper als auf Platte. Neben drei „Lifted“-Liedern spielen sie nur vom „Wide Awake“.Album, und ehrlich: Ohne Emmylou klingt „Land Locked Blues“ besser. Einsamer. Zu Obersts Kunst gehört es ja auch, den Eindruck zu erwecken, daß er in dieser wie geschmiert spielenden Gruppe der einzige ist, den keiner versteht. Arm dran und süß.

Höhepunkt ist die Zugabe „Road To Joy“. Bright Eyes nutzen das Ein-Akkord-Lied für eine lange, trötende Jam-Session, nach der berühmten „Make some noise!“-Zeile zerhaut Conor Oberst mit den dünnen Ärmchen die Gitarre und trampelt auf den Trümmern herum. Hat er in anderen Städten nicht gemacht! Und was sagen die Anwesenden? Daß es letztes Mal besser war, als er noch den Text vergaß. Blödköpfe.

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