Clinic: Im Geiste Phil Spectors: In der Kürze liegt die Würze

CDs mit 70-minütiger Spieldauer langweilen oft mit 50% Füllmaterial. Das haben Clinic klar erkannt. Ihr neuestes Album präsentiert in 31 Minuten 13 auf die pure Essenz reduzierte Songs.

Die Jungs meinen das überhaupt nicht böse, die finden das bloß richtig, wichtig, nötig. Und außerdem habe Phil Spector das auch nicht viel anders gemacht Solche Namen töten jegliche Diskussionen, und so weicht die anfangliche Skepsis langsam solidem Amüsement. Davon gönnen uns Ade Blackburn, Hartley, Brian Campbell und Carl Turney alias Clinic auf ihrem neuen Album „Internal Wrangler“ sage und schreibe 31 Minuten und sechs Sekunden.

Einen Sticker zur Warnung wird es trotzdem nicht auf dem Cover geben, „Wieso auch? Wenn man die Platte gehört hat, fehlt einem doch nichts, oder?“ Stimmt – man fragt sich nur warum. Vielleicht, weil vom Punkabilly über Rave bis zum Psychedelic Blues so ziemlich alles vertreten ist. Nur eben nicht als clever verrührtes Gebräu, sondern immer hübsch der Reihe nach und schön sparsam dekoriert „Wenn bei uns ein Song mal länger als drei Minuten dauert“, breites Grinsen, „dann reißen wir ihm die Federn aus, bis er auf seine Essenz geschrumpft ist.“ Meist allerdings ist das nicht nötig. „Wir kommen schließlich nicht zum Improvisieren ins Studio, sondern mit Songs, die bereits bis ins letzte Detail ausgetüftelt worden sind.“

Womit sich die Liverpooler im Falle des neuen Albums keine Freunde bei ihrer Company gemacht haben. „Die waren doch tatsächlich der Meinung, 13 Tracks müssten unbedingt über 30 Minuten dauern.“ Also musste notgedrungen angestrickt werden, und weil man das „auf gar keinen Fall merken sollte, war dies die härteste Arbeit an der Platte überhaupt“.

Wer das Werk im Original hören möchte, der muss wohl oder übel ein Konzert von Clinic besuchen. Auf der Bühne nämlich findet das verschrobene Quartett zu seinen liebsten Formaten zurück. Allein schon deshalb, „weil man beim Goodbye nach 25 Minuten einfach absolut sicher sein kann, niemanden gelangweilt zu haben.“

Wie Altmeister Phil Spector. „Der konnte epische Stories in zwei Minuten erzählen.“ Kurz und gut: ein Genie.

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