Danger Dan: „AfD-Zensur“ des ZDF sorgt für Erstaunen, Ärger und Spott

Sender schnipselt die Laudatio des Rappers auf den Pianisten Igor Levit beim „Opus Klassik“ heraus. Erst auf Anfrage gibt es dafür eine Begründung.

„Neues aus der Anstalt“ heißt ein onkelhaftes Kabarett-Format beim ZDF. Für die besten Witze sorgt der Mainzer Sender jedoch im Alltagsbetrieb. Jüngstes Beispiel: Die „aus-Versehen“-Zensur bei „Opus Klassik“ in Berlin vom letzten Sonntag

Die 2022er-Verleihung fand am 9. Oktober im vornehmen Konzerthaus am Gendarmenmarkt statt, charmant moderiert von Schauspielerin Désirée Nosbusch. Neben dem russisch-stämmigen Pianisten Igor Levit (über den soeben ein Dokfilm erschienen ist) wurden auch die Mezzo-Sopranistin Lea Desandre und der Tenor Jonas Kaufmann prämiert. Den Lebenswerk-Preis erhielt der ukrainische Komponist Valentin Silvestrov.

Soweit, so normal im Abendkleid.

Dass es dennoch so etwas wie Aufregung um den Klassikpreis gab, ist TV-Partner ZDF zu verdanken. Die Laudatio auf Igor Levit, der Jude ist, beendete Rapper Danger Dan mit einer wohlgezielten Beleidigung an Rechtsradikale, zu denen er auch „AfD-Sympathisanten“ zählte.

In der ZDF-Version ist die Erwähnung der AfD-Fanboys und -Girls in der Mediathek nicht mehr enthalten gewesen. Können live gesprochene Worte medial verschwinden?

Hier der O-Ton von Danger Dan: „Abschließen möchte ich diese Laudatio, einfach um Igor eine Freude zu machen, mit einer Nachricht an alle Antisemiten, Rassisten, Antifeministen und AfD-Sympathisanten vor den Fernsehgeräten: Ihr seid Vollidioten!“

Beim Mainzer Sender war in deren Aufzeichnung das Wort „AfD-Sympathisanten“ in der Mediathek-Version anfangs kommentarlos verschwunden. Auf Nachfrage von Fachmedien wie netzpolitik.org reagierte das ZDF anfangs mit Abtauchen.

Sollte die Kürzung mit „Überparteilichkeit“ begründet werden sollte (wollte netzpolitik.org wissen), gilt das dann auch für Gäste, Laudatoren oder Interviewpartnern? Und warum eigentlich? Erst nach Stunden des Schweigens hieß es dazu kryptisch von der ZDF-Presseabteilung: „Unter Zeitdruck ist ein Fehler passiert, der korrigiert wird“.

Auf Twitter und anderen Socials brach daraufhin ein digitales Gelächter aus. „Wie ein so präziser Eingriff und Zeitdruck zusammen gehen, ließ der Sender offen“ hieß es etwa von Fuchsbau22. Unter dem Hashtag „#MausGerutscht“ kursieren allerlei Witzchen über die zuweilen eigenwillige Praxis im öffentlich-rechtlichen Sendebetrieb. Es muss zumindest einen Verantwortlichen (m/w/d) gegeben haben, der seinem Cutter aufgetragen hat: „Mach’s raus!“ Jemand, der den Begriff von der „Schere im Kopf“ ein hastig in die Tat umgesetzt hat …

Zum Hintergrund:
Der „Opus Klassik“ ist ein Award für klassische Musik, der seit 2018 vom „Verein zur Förderung der Klassischen Musik e.V.“ vergeben wird. Damals als Reaktion auf das Ende des „Echo Klassik“ ins Leben gerufen, gilt dieser Preis mittlerweile als anerkannte Größe in der Welt der E-Musik.

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