Das Debüt von Macy Gray verquickt HipHop mit Soul – und läßt Tina Turner alt aussehen

Sorry, ich bin heute noch nicht so richtig fit…“, krächzt mir Macy Gray müde entgegen. Sie hat einen ziemlich dicken Kopf – kein Wunder, denn nach ihrem gelungenen Clubkonzert in Hamburg ist sie noch bis um fünf Uhr früh über den Kiez von St. Pauli gezogen.

Ihre Stimme klingt, als sei sie durch Alkohol- und Zigarettenkonsum geformt worden – eine Mischung aus einem übernächtigten Rod Steward und einer total vollgedröhnten Maria Glen. „Nein, meine Stimme war eigentlich schon immer so!“, knurrt die Schöne heiser, „Nur als Kind habe ich ihretwegen furchtbar gelitten, denn damals da klang ich eher wie Minnie Mouse. Ich wurde permanent ausgelacht, und darum habe ich mich in meiner Schulzeit von den anderen meist ferngehalten.“ Ergo war das Thema Singen auch erst einmal tabu für das Mädchen, das die Musik der Eltern voll verinnerlicht hatte: James Brown, Nathalie Cole, Sly Stone, Aredia Franklin, Marvin Gaye, Stevie Wonder: „Sie waren beide typische kids der groovin‘ sixties und standen auf diese tollen Motown-Sachen.“ Zwar sorgt die Mutter dafür, daß das Kind Klavierunterricht erhält, „doch eigentlich tat sie das nur, damit ich beschäftigt war. Allerdings habe ich dadurch zumindest ein Basiswissen an Musiktheorie mitgekriegt.“

Erst, als sie schon weit über 20 ist, macht sie was daraus. Auf dem College in Los Angeles schreibt das Mädchen aus dem Provinzörtchen Canton/Ohio (hier kommt zufälligerweise auch der „Antichrist“ Marilyn Manson her) die ersten Songs. Als bei einer Party der Sänger der Liveband ausfällt, springt sie mutig ein – und ist danach selber überrascht: „Nicht nur das Publikum rastete völlig aus – auch ich fand meine Stimme auf einmal klasse und fühlte mich sauwohl auf der Bühne!“

Derart ermutigt, nimmt Macy Gray mit ein paar befreundeten Musikern ein Demoband mit selbstkomponierten Stücken auf- und schon bald stehen die großen Plattenfirmen tatsächlich Schlange. Auf eine zweite Erykah Badu hatte man schon seit langem gewartet Mit ihr hat Macy nämlich diese unverwechselbare Stimme voller Soul und Charakter gemeinsam, und auch sie läßt sich von ihren eigenen musikalischen Visionen leiten: eine Synthese aus Funk, neuem R&B, HipHop und Soul. Auf ihrem Debütalbum „On How Life, Is“ groovt es von Anfang bis Ende. Die Stimmung, die Macy Grays Songs aufkommen lassen, changiert zwischen tanzbarem Partysound und relaxter Bar-Atmosphäre. Und ihre faszinierende, rauchige Stimme macht auch mühelos die mitunter schwachen Arrangements einiger ihrer Stücke wett: Mal ist sie entwaffnend sanft und fast schnurrend, dann wieder aggressiv und kratzbürstig -doch immer sexy. Auch in der Wahl ihrer Mitstreiter bewies die Newcomerin eine sehr erstaunliche Treffsicherheit: So sind unter anderem die Gitarristen Arik Marshall (Ex-Red Hot Chili Peppers) plus Blackbird McKnight (Funkadelic) und Percussionist Lenny Castro (Ex-Tower Of Power) mit von der Partie.

Auf ihrem Album erzählt Macy kleine Geschichten aus dem großen Leben: „Es geht hauptsächlich um Beziehungskisten, Erfahrungen, die ich im Laufe der Jahre so gemacht Wie es ist, wenn man neben dem Telefon hockt, und der verdammte Kerl ruft nicht an oder das Gefühl, wenn du endlich den richtigen Bettpartner gefunden hast…“

Englands Presse schlägt bereits Rad: Von „best album of the year so far“ und „it’s a masterpiece“ bis zu „it’s a revolution“ -Let’s see and hear…

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