Das gute Gewissen: BRUCE COCKBURN

In 27 Jahren brachte er es auf immerhin 23 Alben – und stellte gerade wieder mit „Charity Of The Night“ (Ryko/RTD) unter Beweis, daß auch traditionelle Singer/Songwriter nicht auf der stilistischen Stelle treten müssen. Lediglich sein nasaler Gesang und die gedichtbandreifen Texte ziehen sich wie ein roter Faden durch das Material – und natürlich das ungebrochene politische Engagement Mal prangert der streitbare Kanadier die Situation in mittelamerikanischen Gefangenenlagern an, mal singt er über Landminen in Mozambique (die er eigenhändig zu entschärfen half!), mal singt er auch nur über die Liebe an und für sich – und mal singt er gar nicht, sondern läßt eine jazzige Atmosphäre instrumental wirken.

Autodidakt mit 11, Straßenmusikant in Europa mit 18, Musikstudent in Boston mit 20 – der heute 52jährige war immer neugierig genug, alles selbst entdecken zu wollen. „Ich wünschte mir“, sagt er schelmisch lächelnd, „ich würde 500 Jahre leben, denn selbst auf dieser kleinen Welt sind die Erfahrungen unerschöpflich.“ Früher eher bissig und sarkastisch, immer aber hochemotional, läßt Cockburn heute ruhige, gelassene Impressionen anklingen. „Und wenn ich einst sterbe, halte mich einfach ab Freund in Erinnerung“ („Birmingham Shadow“).

„Unsere Zeit wird rückblickend nach Kriegen und nicht nach kulturellen Leistungen bewertet werden“, stellt er lapidar fest Um gleichzeitig mit ansteckender Begeisterung von seiner professionellen Liebe für Frauen (Bonnie Raitt, Maria Muldaur) zu berichten. „Frauen haben heute Wichtigeres zu sagen als Männer in Politik und Musik. Ohne Frauen wäre die Entwicklung unserer Musik keine Note vorangekommen.“ Die Gnade des großen Erfolges sei Cockburn gewährt – bei solchen Einsichten.

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