Das Open-air-Modell

Wie man sich aus Smashing Pumpkins, Slayer und Mando Diao ein tolles Wochenende bastelt: Rock am Ring und Rock im Park

Auch schon wieder ein Jahr her, dass Axl Rose mit seinen Guns N’Roses dujour gar nicht mal so übel am Nürburgring war – und immer noch keine neue Platte! Zur Strafe darf er dieses Jahr weder bei „Rock am Ring“ noch bei „Rock im Park“ mitspielen, wo auch der unzuverlässige Pete Doherty diesmal nicht dabei ist, der 2006 mit gelbem Gesicht und tiefroter Verspätung immerhin aufgetreten ist. An dem, was vom großen Rock’n’Roll-Drama noch übrig geblieben ist, am Anblick großer Gesten und monströser Zerbrechlichkeit, sind die deutschen Fans nirgendwo so nahe dran wie vor dieser riesigen Bühne, die Anfang Juni zwischen Hockenheimring und Nürnberger Zeppelinfeld rotiert. Bei dem Festival, das 1985 noch mit Headlinern der Güteklasse Chris de Burgh und Gianna Nannini an den Start ging, seit J993 ein halb synchrones, halb zeitversetztes Doppel-Festival ist und nun alles in allem zum 21. Mal stattfindet. Historische Augenblicke sind 2007 fest eingeplant: Billy Corgans neue Smashing Pumpkins werden Sachen machen, von denen im Moment noch keiner weiß, wie sie klingen und aussehen werden, Fran Healy wird ebenfalls neues Travis-Material präsentieren, genauso wie die White Stripes und Arctic Monkeys. Und wenn auf dem Zeltplatz Slayer-und Muse-Fans friedlich beieinanderwohnen wie in der Vision des biblischen Propheten, dann freuen sich der Himmel und die Soziologen.

In Richtung Metal hat sich das Festival zuletzt bewegt, wie man in der Rückschau deutlich feststellen kann – und obwohl das finale Line-up zum Redaktionsschluss noch nicht feststeht, wird die Luft über dem Ring/Park in diesem Jahr definitiv weniger metallisch sein. Neben den Slayer-Helden, den Nu-Metal-Protagonisten Linkin Park und Korn stehen diesmal eher die Emo-nahen Rocker auf der Bühne: Evanescence, Billy Talent und My Chemical Romance, deren „Black Parade“-Platte dem schlafenden Riesen Metal die Augen wieder weit aufgerissen hat.

Spaß für junge Biertrinker ist ebenfalls garantiert: Die Ärzte unterbrechen ihre Album-Sessions fürs Festival, auch die Beatsteaks stellen ihr neues Album vor, Wir sind Helden werden die ersten neuen Songs nach der Kindsgeburt präsentieren. Großes darf man von Jan Delays Reggae-Disco-Revue erwarten, nachdem er in den letzten Monaten zu Recht das große Publikum erreicht hat. Wem das schon zu viel Mainstream ist, der kann sich durch geschickte Zeitplanung und den Gang zu den Nebenbühnen vor Ort sein eigenes Indie-Festival basteln mit den Kaiser Chiefs, Mando Diao, The Kooks und den Arctic Monkeys.

Und dann ist da noch die Band, auf die sich völlig schmerzfrei alle einigen können: Die White Stripes haben ihren ersten Auftritt bei einem deutschen Openair zugesagt. Wie Jack und Meg sich auf der großen Bühne schlagen werden? Wie gesagt, das Dramen-Potenzial ist hoch…

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