Das Rauschen des Meeres

Am Malibu-Strand schrieb Minnie Driver die meisten ihrer Songs - Ryan Adams war wenig hilfreich

Fremder, kommst du mal nach Malibu und erblickst dort am Strand diese schöne, energische Frau mit den langen, dunklen Locken, die irgendwie aussieht wie diese Schauspielerin, diese…wie heißt die noch mal? Na, die jedenfalls, die in „Good Will Hunting“ mit Matt Dämon spielte und in „Sleepers“ mit Brad Pitt. Also Fremder, widerstehe dann unbedingt der verständlichen Versuchung, diese reife Mermaid auf einen Kaffee im nächsten Starbucks einzuladen. Es könnte nämlich sein, dass es sich tatsächlich um Minnie Driver handelt, und die wird nicht gern gestört, wenn sie gerade an einem neuen Song arbeitet. „Ich gehe oft am Strand spazieren, um Texte zu schreiben“, sagt die 38-jährige Exil-Britin, die in jüngeren Jahren in Londoner Restaurants Standards von Nancy Wilson und Ella Fitzgerald zum Besten gab. „Deshalb auch ,Seastories‘.“

So heißt das zweite Album von Minnie Driver, die demnächst das erste Mal Mutter wird. Die Skepsis, die schönen Schauspielerinnen beim Rollentausch ins Singer/ Songwriter-Fach entgegenbrandet, besänftigte sie nach ihrem Debüt „Everything I’ve Got In My Pocket“ (2004) mit reichlich Bühnenpräsenz, etwa auf einer Australien-Tour mit den Finn Brothers, die ihr „Selbstbewusstsein gab“. Danach machte Driver für „Scastories“ nicht ganz so viel gemeinsame Sache mit Ryan Adams, wie sie gehofft hatte. „Ryan wollte alles analog, live und schnell machen, was mir der richtige Ansatz schien. Aber die Realität war…“ Nun, Ryan, so formuliert es Driver sehr schön, „wasn’t quite together enough“ für die Session. So blieb von Adams nur ein dünner Gast-Beitrag (die Gitarre bei „Beloved“), ein dicker Gast-Werbesticker auf dem Cover, das The Band-Gedächtnis-Arrangement für „Mary“ (ihre Oma) und seine Band The CardtnaJs, die es immerhin auf vier Songs brachte. Den Rest vollendete Driver daheim in Los Angeles mit Stammpersonal wie Pro duzent Marc „Doc“ Dauer und dem Keyboarder Rami Jaffee (Wallflowers). Mischpult-Magier Jim Scott (Tom Petty) blieb es sodann überlassen, „die beiden Sessions wirklich zusammenzubringen. Ich muss Jim so dankbar sein, denn es war ja alles komplett anders -vom Aufnahmeraum bis zu meiner Stimme, die wir in New York morgens um vier aufgenommen hatten. In Kalifornien hatten wir dagegen doch vergleichsweise normale Arbeitszeiten“.

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