Das Werk von Joe Strummer war längst nicht beendet, als er letzten Dezember starb – Rick Rubin über letzte Aufnahmen, die nun herauskommen

Die Highlights der Platte „Streetcore“, die knapp ein Jahr nach dem unerwarteten Herz-Tod Joe Strummers erscheint, sind – trotz eines Songs wie „Coma Girl“, das angenehm an seine alte Band erinnert schnell ausgemacht: die sparsam instrumentierten Akustiksongs „Redemption Song“ und „Long Shadow“, die im Sommer 2002 in Produzent Rick Rubins Haus mehr oder weniger per Zufall mitgeschnitten wurden. Den größten Teil des Albums hatte Strummer mit seinen Mescaleros in einem Londoner Studio aufgenommen, in mehreren furiosen Sitzungen.

Dass Rubin – wie bei Johnny Cash die letzten Songs eines großen Helden aufnahm, konnte er nicht ahnen. „Immer wenn Joe in der Stadt war, kam er auf einen Sprung vorbei, und er war völlig begeistert, dass zu dem Zeitpunkt Johnny Cash hier war, denn er war eines von Joes größten Idolen“, erinnert sich Rubin. ,Joe blieb sogar eine Woche länger in Los Angeles, nur um so viel Zeit wie möglich mit Johnny verbringen zu können.“ Strummer hätte sich auch mit der Rolle des Zuhörers begnügt, doch Rubin und Cash hatten die Idee zu einem Duett. „Wir dachten, ein Reggae-Song wäre nicht schlecht, schließlich hat Joe dazu beigetragen, dem Rockpublikum den Reggae näher zu bringen. Und Johnny hatte 35 Jahre lang ein Haus auf Jamaika, das er als zweite Heimat betrachtete. Wir hatten ein paar Stücke zur Auswahl, und als Johnny Bob Marleys JRedemption Song‘ hörte, sagte er sofort: ‚Das ist’s!‘ Joe spielte Gitarre, während Johnny sang, und später sang Joe noch einmal den kompletten Song zur gleichen Begleitung.“ Während das Duett auf dem geplanten Cash-Boxset „Unearthed“ erscheinen wird, findet sich Strummers emotionale Soloversion auf „Streetcore“. Die zweite Rubin-Produktion dagegen, das countryeske „Long Shadow“, wollte Strummer eigentlich an Cash abtreten der hatte allerdings schon genügend andere Songs eingespielt. Folglich ist er keine Überraschung, dass Strummer auf seiner Version sehr nach dem man in black klingt.

Für Rick Rubin war die Zusammenarbeit mehr als nur der „nächste Job“. , Aleine erste Erinnerung an Joe ist ein Clash-Auftritt im Palladium von New York City auf ihrer zweiten US-Tournee. Ich war damals in der Highschool und fuhr total auf Punk ab. Für mich waren The Clash einfach die Größten. Joes Präsenz war an diesem Abend pure elektrische Energie. Es war unglaublich. Man glaubte ihm, dass er jedes Wort, das er sang, auch genau so meinte. Er war immer mit seinem ganzen Herzen bei der Sache. Dieser Eindruck bestätigte sich, als ich ihn später persönlich traf.“ Nicht zuletzt, weil Rubin Strummer als stets aufrichtigen, scharfsinnigen Menschen kennengelernt hatte, ließ er seinen kurzzeitig gehegten Plan, den Aufnahmen Overdubs der überlebenden Clash-Mitglieder hinzuzufügen, auf Wunsch von Strummers Witwe Luce schnell wieder fallen. „Luce hatte einen berechtigten Einwand. Sie sagte: ,Wenn Joe das gewollt hätte, hätte er es selbstgemacht.“

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